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Berlin: Kein BH weit und breit

Uni-Projekt: Frauenbewegte Mode Weich, leger und unaufgeregt

„Was aus der Frauenbewegung wurde“ – so heißt ein Projekt des italienischen Gastprofessors Piero Cividini und von 14 Studentinnen. Vor viel Publikum – darunter Berliner Designerinnen wie Andrea Schelling, Sabina Herz und Anja Stöhr sowie als seltener Gast UdKAbsolventin Darja Richter, die mittlerweile in Paris etabliert ist – zeigte das Team eine kleine, feine Kollektion.

Befürchtungen, die seit drei Saisons breitgetretene Siebziger-Retro könne einfach wiederholt werden, wurden von den elegant reduzierten, modern anmutenden Entwürfen widerlegt. Hippie-Ästhetik, Ethno-Look, Jeansvariationen oder gar lila Latzhosen fehlten ganz, stattdessen gab es gedeckte Farben und modernes Understatement.

Zerschnittene Stoffbahnen aus der Punk-Ära, Häkeldeckchen und Hüfthosen waren nicht als Ornamente um ihrer selbst willen eingesetzt; alles fügte sich zu einer modischen Reflektion der damaligen Zeit und wurde dem Titel des Projekts auf diese Weise gerecht.

In den Stilelementen aus den Siebzigern konnte das Publikum gesellschaftspolitische Konzepte von damals wiedererkennen: kein BH weit und breit, dafür selbstbewusst unter dünnstem Jerseystoff wippende Brüste; schmale, wohl durchdachte Schnitte, die den Körper umschmiegten, ohne ihn zur Schau zu stellen, hier und da ein Minirock, der kaum den Po bedeckte, die Trägerin aber trotzdem nicht zum Sexobjekt für Männer machte. Selbstbewusst und sexy – an diesen Stil könnte auch heute ruhig deutlicher angeknüpft werden.

Weder den Schmuddellook, noch die scharfkantige Eleganz der Siebziger kopierten Cividini und seine Studentinnen mit der Kollektion; weich, leger, unaufgeregt kamen diese Kleider daher, eine gelungene Verknüpfung überdenkenswerter Ideen von damals mit modernen Anforderungen und Sehgewohnheiten. S.N.

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