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Berlin: Kein Dom für den Leipziger Platz

Von einem Standort allein hätte man Berlin so nie zu Gesicht bekommen: Einen Blickwinkel von etwa 270 Grad deckt das um 1840 von Salathé gestochene Panorama ab. Der Zeichner W.

Von einem Standort allein hätte man Berlin so nie zu Gesicht bekommen: Einen Blickwinkel von etwa 270 Grad deckt das um 1840 von Salathé gestochene Panorama ab. Der Zeichner W. Loeillot muss also auf dem Dach des königlichen Schlosses fleißig hin und hergelaufen sein, um zwischen der das Bild links flankierenden Jerusalemer Kirche (ehemals im Kreuzungsbereich Koch-/Lindenstraße in Kreuzberg) und der Nikolaikirche zur Rechten alles zu Papier zu bringen. Die Stadtansicht erinnert an Eduard Gaertners berühmtes Berlin-Panorama, das er einige Jahre zuvor vom Dach der Friedrich-Werderschen Kirche aus gemalt hatte. In den vier Jahrzehnten, seit Friedrich Schlegel und seine Dorothea sich in der Taubenstraße 15 am Gendarmenmarkt (jenseits der Türme der Friedrich-Werderschen Kirche) und später in der Ziegelstraße (etwa im Bildhintergrund rechts über dem Zeughaus, nahe dem heutigen Friedrichstadtpalast) vergnügten, hatte sich die Stadt stark verändert. Aus ihrem Liebesnest blickten sie noch auf das von Carl Gotthard Langhans gebaute, 1817 abgebrannte Nationaltheater, das durch Schinkels Schauspielhaus ersetzt wurde. Schinkel prägte nun insgesamt das Stadtbild, das auf dem Stich von 1840 so eindrucksvoll vor dem Betrachter ausgebreitet wird. Neben dem das Panorama rechts begrenzenden Posaunenengel ist der Zipfel des 1821 eingeweihten Kreuzberg-Denkmals gerade noch zu erahnen. Es erinnert an die Befreiungskriege, allerdings in einer Sparversion: Ursprünglich hatte Schinkel an einen monumentalen gotischen Dom auf dem Leipziger Platz gedacht. Auch beim Alten Museum jenseits des Lustgartens musste der Baumeister Abstriche von seiner Planung hinnehmen: Anfangs wollte er die Granitschale in der Rotunde des Museums aufstellen. Der damit beauftragte Steinschleifer Cantian, voller Stolz auf sein Können, beharrte aber auf einer Größe, so dass Schinkel von seiner Idee notgedrungen Abstand nahm. 1834 wurde die Schale bei einem Festfrühstück ihrer Bestimmung übergeben – mit 42 Ehrengästen auf dem Brunnenrand. ac

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