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Berlin: Kind vernachlässigt: Mütter vor Gericht 23-Jährige wurde verwarnt Anklage gegen 34-Jährige

Der Junge weinte, als die Nachbarin am Morgen das Haus verließ. Er schrie, als Sandra K.

Der Junge weinte, als die Nachbarin am Morgen das Haus verließ. Er schrie, als Sandra K. am Nachmittag nach Hause kam. Also fasste sich die Nachbarin ein Herz, klingelte und klopfte bei der jungen Mutter. „Sie reagierte nicht, da rief ich die Polizei“, sagte die 23jährige Sandra K. gestern im Prozess gegen die Mutter.

Die Beamten erinnern sich noch gut an ihren Einsatz. „Übler Geruch empfing uns“, schilderte einer der Beamten. Überall lag Müll – über Monate gesammelt in Tüten oder lose verstreut. Marcel, damals fast zwei Jahre, lebt seitdem in einer Pflegefamilie. „Vielleicht ist es ja besser für ihn“, flüsterte Manuela M. im Gerichtssaal. Sie hat inzwischen eine Therapie begonnen. Der Gutachter beschrieb die Frau aus Wedding als schüchtern und passiv. Sie habe im letzten Jahr alles in einer traurig-resignativen Tönung erlebt. „Sie hat sich in eine Sackgasse begeben, hätte allein nicht herauskommen können.“ Das Urteil fiel milde aus: Der Richter verwarnte Manuela M. und verhängte eine Geldstrafe von 600 Euro zur Bewährung.

Wegen Misshandlung ihres Babys muss sich demnächst eine 34-jährige Mutter vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau verschiedene Formen der Kindesmisshandlung vor, darunter Schläge mit einem Kochlöffel, Würgen, Festbinden im Kinderbett und nicht ausreichende Ernährung. Das Mädchen ist inzwischen fast zwei Jahre alt und war durch die Misshandlungen lebensbedrohlich verletzt worden. Anfang Dezember 2003 hatte ein anonymer Anruf die Polizei zur Wohnung der Familie geführt. Polizeibeamte fanden das verletzte und stark unterernährte Mädchen angebunden im Kinderbett und brachten es in ein Krankenhaus. Die Mutter hat die ihr angelasteten Taten zugegeben und als Gründe Wut und Hilflosigkeit im Umgang mit dem schreienden Kind genannt. K.G.

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