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Berlin: Kinderschänder gesteht weitere Tat

Der Mann, der mit Kätzchen lockte, spricht vor Gericht von einem „Drang“. Er suchte sich gezielt Mädchen

Es waren nicht sieben, sondern mindestens acht Mädchen, die Frank H. missbrauchte und vergewaltigte. Der 26-Jährige legte am zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht ein bedrückendes Geständnis ab. Er schilderte auch einen Übergriff, der nicht zu den sieben Fällen gehört, von denen die Anklage ausgeht. Etwa zwei bis drei Monate nach der ersten Tat, irgendwann im Herbst 1999, sei er auch losgezogen, „um sich ein Mädchen zu suchen“, sagte H. gestern. Auch dieses Kind bedrohte er mit einem Messer. „Was machte das Kind?“, wollte der Staatsanwalt wissen. „Es hat nur Angst gehabt“, sagte H.

Frank H. hatte seine Opfer meist mit einer Geschichte von kleinen Katzen angelockt. Er sagte ihnen, sein Freund, der beim Füttern helfen wollte, habe ihn versetzt. Er sagte, dass kein Verlass mehr auf Menschen ist. Nicht alle Kinder, die er ansprach, gingen tatsächlich mit. Viele blieben vorsichtig. Manchmal habe er „etwa 15 Mädchen angesprochen, bis es klappte“, gestand der Angeklagte. Manchmal suchte er auf Straßen oder Spielplätzen einen ganzen Tag lang nach einem Opfer, manchmal hatte er „Glück“, wie er es nannte. Immer will er einem „Drang“ gefolgt sein, gegen den er sich nicht wehren konnte.

Mit rundem Rücken saß der junge Mann mit welligen, dunkelblonden Haaren vor dem Richter, versuchte, sich an jedes Detail zu erinnern. Er lebte damals in einem Wohnheim. Mehrfach ist er wegen Diebestouren verurteilt worden. Der Sozialtherapeutische Dienst hatte sich mit Frank H. befasst. Er galt als Eigenbrötler, von Freundinnen träumte er nur. Zuletzt arbeitete er als Friedhofsgärtner. Fast eifrig wirkte er bei seiner Aussage. Es geht für ihn um Psychiatrie oder Gefängnis, um eine zeitlich begrenzte Freiheitsstrafe oder die von der Staatsanwaltschaft angestrebte Sicherungsverwahrung.

Mehr als drei Jahre, zwischen Juni 1999 und September 2002, trieb er in Kreuzberg und Neukölln sein Unwesen. Er lockte die Kinder in Keller oder auf Dachböden. Er zwang sie, sich auszuziehen. Er missbrauchte und vergewaltigte seine Opfer, die acht, neun oder zehn Jahre alt waren. Ein Mädchen war so schwer verletzt, dass es operiert werden musste. „Aber ich habe in keinem der Fälle damit gedroht, dass ich das Mädchen töten werde“, beteuerte der Angeklagte.

„Nach der ersten Tat war ich über mich selbst erschrocken“, sagte H. Beim zweiten Mal habe er sich gefragt: „Warum hast du das wieder gemacht?“ Über den dritten Fall wurde in den Zeitungen berichtet. Als er das las und die Phantomzeichnung sah, mit der nach ihm gefahndet wurde, sei er sehr bedrückt gewesen: „Ich wusste gar nicht, dass ich so brutal sein kann.“

Er habe versucht, sich zu wehren. Er habe versucht, an Gleichaltrige ranzukommen, aber es habe nicht geklappt. Doch obwohl er von einem „Drang“ sprach, den er „nicht kontrollieren“ konnte, ging er stets planvoll vor. Frank H. steckte sich Kaugummi in den Mund. „Damit die Mädchen meinen Alkoholgeruch nicht wahrnehmen konnten.“ Er zog manchmal zwei Pullover übereinander. „Damit ich hinterher den obersten ausziehen und nicht identifiziert werden konnte.“ Er verband seinen Opfern die Augen. „Damit ich nicht in ihre Augen sehen muss und sie mich nicht sehen.“ Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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