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Kindesvernachlässigung: Kritik an Jugendamt nach Marzahner Fall

Nach dem jüngsten Fall von Kindesvernachlässigung in Berlin-Marzahn wird Kritik an der Arbeit des Jugendamtes laut. FDP und Kinderschutzbund bemängelten ein zu lasches Vorgehen der Behörde.

Berlin - Das Jugendamt habe offenkundig Fehler gemacht, sagte der jugendpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Sebastian Czaja. Die Mitarbeiter hätten den Kontakt zu der 39-jährigen Mutter von sechs Kindern nach Ende der Familienhilfe nicht abbrechen lassen dürfen, sondern die Betreuungsleistungen graduell zurückfahren können.

Czaja forderte, dass die Jugendämter auch ehemals auffälligen Familien mit Kindern stichprobenartig kurze Besuche abstatten. Der FDP-Mann bezeichnete es als beunruhigend, dass die Fälle von Kindesverwahrlosung so lange Zeit unerkannt blieben. Im jüngsten Fall hätten weder Lehrer oder Erzieher im Elternhaus oder gar bei der Jugendverwaltung nachgehakt, obwohl das ungepflegte Erscheinungsbild der Kinder offensichtlich war.

Kinderschutzbund: Mehr Kontrollbesuche üblich

Die Geschäftsführerin des Berliner Kinderschutzbundes, Sabine Walther, sagte, dass es bei einer alleinerziehenden Mutter mit fünf minderjährigen Kindern üblich sei, sich bei einem oder mehreren Folgeterminen vom Wohlergehen der Familie zu überzeugen. Hier stelle sich einmal mehr die Frage, ob das zuständige Jugendamt "überlastet war oder die Situation falsch eingeschätzt hat".

Am Montagabend hatte die Polizei in einer total verdreckten Wohnung in Berlin-Marzahn die 39-Jährige mit ihren sechs Kindern im Alter von 5 bis 18 Jahren sowie eine zweijährige Enkelin angetroffen. Nach Angaben des Bezirksamts Marzahn-Hellersdorf wurden fünf von ihnen mit Einverständnis der Mutter vom Jugendamt in Obhut genommen. Die Behörde hatte nach eigenen Angaben die Hilfe für die Familie im Mai 2006 eingestellt, weil sich deren Lage "stabilisiert" hatte. (tso/ddp)

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