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Berlin: Kita-Verein verheimlichte Fall von Kinderpornografie

Der Trägerverein dreier Kitas in Reinickendorf hat offenbar mehr als ein Jahr lang einen Fall von Kinderpornografie vertuscht. Ein Mitarbeiter, der in der Kindertagesstätte Ollenhauerstraße in leitenden Funktion tätig war, soll kinderpornografische Bilder und Dateien auf seinem Dienstrechner gespeichert haben.

Der Trägerverein dreier Kitas in Reinickendorf hat offenbar mehr als ein Jahr lang einen Fall von Kinderpornografie vertuscht. Ein Mitarbeiter, der in der Kindertagesstätte Ollenhauerstraße in leitenden Funktion tätig war, soll kinderpornografische Bilder und Dateien auf seinem Dienstrechner gespeichert haben. Die Leitung suspendierte den Mitarbeiter, sah jedoch von einer Anzeige ab. Erst ein Techniker, der vor einem halben Jahr zufällig auf die Dateien stieß, wandte sich an die Polizei. Seit März ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. Öffentlich wurde der Fall nach einem Bericht des RBB am Montagabend. Ein mögliches Verfahren wegen Strafvereitlung gegen die Vereinsvorsitzenden gibt es nach Angaben der Polizei momentan nicht.

Allerdings hat der Mitarbeiter auch nach seiner Suspendierung wieder mit Kindern zusammengearbeitet. Er war in einem Hort beschäftigt, wie die Senatsverwaltung für Bildung erst Ende Oktober herausfand, nachdem sie einen Hinweis des Kita-Vorstands erhalten hatte.

Laut Michael Witte, Vorstandsmitglied des Kita-Trägervereins „Aufwind“, entdeckte im Oktober 2005 ein Mitarbeiter die kinderpornografischen Dateien auf einem Computer und zeigte dies bei der Leitung an. Der Mitarbeiter, der die Dateien heruntergeladen hatte, sei sofort vom Dienst suspendiert worden. Die Kita-Leitung stellte zunächst sicher, dass zwischen den Bildern und den Kindern aus der Kita kein Zusammenhang bestand. Über eine Anzeige sei es dann zu einer Diskussion zwischen den beiden Geschäftsführern gekommen. Nach einer laut Witte „unglücklichen Rechtsberatung“ habe man sich gegen eine Anzeige entschieden. „Eine falsche Entscheidung“, sagt Witte heute. Stattdessen habe sich in der Kita-Leitung eine „psychosoziale Neigung“ durchgesetzt: Dem Betreffenden sei nahegelegt worden, seinen pädophilen Hang ärztlich behandeln zu lassen. Der Fall wurde jedoch nicht der Kita-Aufsicht in der Senatsverwaltung gemeldet, die dann ein Tätigkeitsverbot gegen den Mann ausgesprochen hätte.

Von den beiden Geschäftsführern hat sich der Verein vor einigen Wochen getrennt. Witte, der dem Trägerverein erst seit zweieinhalb Monaten angehört, betont, dass seine Vorgänger „arbeitsrechtlich richtig, aber strafrechtlich und den Eltern gegenüber falsch gehandelt haben“. Denn Kinderpornografie „lebt vom Verschweigen – und es darf nicht sein, dass sich unsere Mitarbeiter daran beteiligen“. Vor einigen Wochen seien die Eltern der drei Kitas des Vereins über den Fall informiert worden. Seither hätten zehn von ihnen ihre Kinder abgemeldet.

Moritz Gathmann

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