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Tierlieb. Teilweise 60 oder 70 Stunden kümmerte sich Lüdcke pro Woche um Berlins Tiere. Das hatte gesundheitliche Folgen. Nun legt der 73-Jährige sein Amt als Landestierschutzbeauftragter nieder.

© dpa

Klaus Lüdcke hört auf: Tierschutzbeauftragter: Berliner sind mit Tieren überfordert

Berlins Tierschutzbeauftragter Klaus Lüdcke zieht zum Ende seiner Amtszeit noch einmal Bilanz. Besonders am Zoo übt er Kritik – auch wegen der umstrittenen Züchtungsmethoden. Die Berliner hält Lüdcke für tierverrückt, aber ahnungslos.

Von Fatina Keilani

Zum Abschied aus seinem Amt hat Berlins Tierschutzbeauftragter Klaus Lüdcke Bilanz gezogen und Kritik geübt – speziell am Zoo. Dem empfehle er „weniger Arten, größere Gehege“. Auch die Inzucht im artenreichsten Zoo Europas kritisierte er: „Inzucht kommt zwar auch in der Natur vor, aber in einem Zoo sollte man so nicht züchten.“ Ende Juli musste ein Löwe eingeschläfert werden, dessen Eltern Geschwister sind.

Doch auch die Berliner kamen in Lüdckes Bilanz nicht gut weg: So sehr er deren nahezu grenzenlose Tierliebe schätze, so wenig wüssten sie letztlich, wie man Tiere richtig behandelt, sagte der pensionierte Tierarzt, der seit 2007 als Landestierschutzbeauftragter fungierte. Tauben würden stets am falschen Ort gefüttert, ebenso streunende Katzen, und die Probleme mit Hunden gingen ebenfalls aufs Konto der Halter, denen es an Sachwissen und Verantwortung mangele. Deswegen setzt sich Lüdcke seit Jahren für den Hundeführerschein ein.

Viele Tiere überforderter Besitzer landen schlussendlich im Tierheim. Dort warten derzeit mehr als 150 Kampfhunde auf neue Besitzer – meist lange. „In den letzten Jahren haben sich zudem viele Leute Reptilien oder Amphibien zugelegt, die zum Teil über Baumärkte verkauft werden“, so Lüdcke. Am Ende seien die Tiere im Tierheim gelandet, wo eigens ein millionenteures Haus für sie errichtet werden musste. Bei einem Einsatz in Brandenburg seien zudem 26 Affen aufgefunden worden, für die ebenfalls ein eigenes Haus gebaut wurde – für drei Millionen Euro. Immerhin hinterlassen mitunter tierverrückte Berliner ihr Vermögen dem Tierheim. Anders könnte die Einrichtung gar nicht die Millionen aufbringen, die sie benötigt.

Ein Video zum Tag der offenen Tür des "Tierheim Berlin" sehen Sie hier:

Als Tierschutzbeauftragter werde er ständig privat angerufen, berichtete Lüdcke. „Von morgens um sieben bis Mitternacht rufen Leute bei mir zu Hause an – etwa wenn sie um 23 Uhr mit dem Auto nach Hause kommen und einen Fuchs sehen. Dann sind sie immer überzeugt, der sei tollwütig, und ich soll ihn verjagen. Dabei läuft der schon bei einmal Lichthupe weg, und Tollwut gibt es in Berlin schon seit 20 Jahren nicht mehr.“

Obwohl die Position ein Ehrenamt ist, hatte sich Lüdcke teilweise 60 oder 70 Stunden pro Woche gekümmert – bis zum Zusammenbruch. Jetzt hört der 73-Jährige, der sich schon als Kind für den Tierschutz engagierte, aus gesundheitlichen Gründen auf. Nach Auskunft von Verbraucherschutzsenator Thomas Heilmann (CDU) läuft das Auswahlverfahren für den Nachfolger.

„Es gibt viele dicke Bretter, die ich nicht durchbohrt habe“, bilanziert Lüdcke: „An den Stadtbären habe ich mir die Zähne ausgebissen.“ Nach seiner Ansicht sind Maxi und Schnute in ihrem Zwinger in Mitte unwürdig untergebracht. Der Bezirk Mitte als Eigentümer habe aber trotz zahlreicher Beschwerden und trotz des Einsatzes vieler Tierschützer abgelehnt, die Bären umzusiedeln.

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