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Berlin: Kleinlaute Kneipenräuber

Nach 23 brutalen Überfällen zeigt sich das Septett geständig

„Am Anfang war es wie im Actionfilm, gar nicht so ernsthaft“, sagte der 19-jährige Cem. Für den 17-jährigen Hakan war es „zuerst nur Spaß“, der sich dann aber „hochgeschaukelt“ habe. „Ich habe versucht, niemanden zu verletzen“, beteuerte der 18-jährige Mustafa. Die drei Jugendlichen gehören zu den sieben Kneipenräubern, die sich seit gestern vor dem Landgericht verantworten müssen. Innerhalb von dreieinhalb Monaten überfielen sie 23 Kneipen, drei Lottoannahmestellen und zwei Tabakläden. Sie waren stets maskiert und schlugen laut Anklage beim geringsten Widerstand brutal auf ihre Opfer ein.

„Überfall, Geld her“, brüllten sie am 5. Oktober vergangenen Jahres zum ersten Mal. Vor der Jugendstrafkammer gaben sich die 17- bis 19-Jährigen kleinlaut. „Sprechen Sie doch lauter“, mahnte die Richterin immer wieder. Die Bande von Schülern, Gelegenheitsarbeitern und Arbeitslosen kennt sich aus dem Neuköllner Kiez. Bei einem zufälligen Treffen seien sie auf die Idee gekommen, sagte Cem. „Den Einsatz von Waffen hatten wir aber nicht geplant.“ Angeblich wollten sie Wirte und Lokalgäste „nur erschrecken oder wegschubsen“, aber dann schlugen sie doch immer wieder rücksichtslos zu.

Insgesamt 30 Personen wurden laut Anklage verletzt. Einem Mann wurde der Kiefer gebrochen, einem wurde die Kopfwunde mit 17 Stichen genäht. Die Angeklagten meinten, sie hätten „nur aus Panik und Angst“ zugeschlagen. Geld für den eigenen Spaß wollten sie, für coole Klamotten, Café-Besuche oder für Spritztouren mit einem gemieteten Jaguar XT. Eine Fahrt in einem solchen Luxuswagen hatte die Polizei schließlich auf die Spur der Serienräuber gebracht, die über 25 000 Euro erbeutet haben sollen.

Als sich vier der Angeklagten in der Nacht zum 26. Januar gerade im Charlottenburger Halemweg zum 24. Kneipenüberfall maskierten, wurden sie festgenommen. Sechs der vor allem türkischstämmigen Angeklagten sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Vor Gericht gestanden sie die Vorwürfe und stellten sich als Freunde dar, die ab und zu nachts loszogen, um sich ein wenig Geld zu besorgen. Einen Boss habe es nicht gegeben. Die Waffen hätten sie auch zum eigenen Schutz besessen: „Man weiß ja, was auf den Straßen so los ist“, so ein anderer Angeklagter. Die Richterin schüttelte nur den Kopf.

Kerstin Gehrke

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