zum Hauptinhalt

Berlin: Koalitionsparteien wollen "Topographie des Terrors" retten

Private Geldgeber gesucht / Tagesspiegel ruft Leser zu Spendenaktion auf VON HANS TOEPPEN Berlin.Die rechtzeitige Fertigstellung des geplanten Ausstellungs- und Dokumentationszentrums auf dem Gelände der "Topographie des Terrors" in Kreuzberg scheint gesichert zu sein.

Private Geldgeber gesucht / Tagesspiegel ruft Leser zu Spendenaktion auf VON HANS TOEPPEN

Berlin.Die rechtzeitige Fertigstellung des geplanten Ausstellungs- und Dokumentationszentrums auf dem Gelände der "Topographie des Terrors" in Kreuzberg scheint gesichert zu sein.CDU und SPD im Abgeordnetenhaus wollen jetzt doch nach Wegen suchen, die zentrale Stätte des Gedenkens an die NS-Mordpolitik planmäßig fertigzubauen.Die parlamentarische Opposition hat sich ohnehin schon entsprechend geäußert.Auch private Geldgeber sollen nach den Vorstellungen von CDU-Fraktionschef Landowsky und des SPD-Fraktionsvorsitzenden Böger gesucht werden.Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, der den Senat wegen der Bauverzögerung scharf kritisiert hatte, zeigte sich gestern abend zufrieden.Er sei sehr froh über diese Wendung, sagte Bubis zum Tagesspiegel.Er will so schnell wie möglich noch mit Finanzsenatorin Fugmann-Heesing sprechen. Bubis hatte noch am Montag auf dem Flug nach Frankfurt mit dem Regierenden Bürgermeister Diepgen gesprochen, der im gleichen Flugzeug saß.Das Ergebnis war für Bubis unbefriedigend.Diepgen habe nicht in Aussicht gestellt, daß über den Sparbeschluß noch geredet werden könne und die Bauverzögerung "ein bißchen auf die Finanzsenatorin gschoben", sagte Bubis gestern gegegenüber dem Tagesspiegel.Inzwischen hatte aber der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Böger die Initiative ergriffen und sich mit Landowsky in Verbindung gesetzt.Das Ergebnis: Es soll ein Weg zur Finanzierung gefunden werden. Die Sparklausur hatte den Bau auf das Jahr 2000 verschoben.Von den Gesamtkosten von 45 Millionen Mark sind bereits acht Millionen verplant.17 Millionen wollte der Bund dazugeben.Für den Rest war nach gegenwärtigem Stand in der Fianzplanung aber kein Raum mehr.Die Hoffnungen im Parlament richten sich jetzt vor allem auf eine Erhöhung des Bundeszuschusses.Landowsky hob gestern, wie zuvor schon Bubis, hervor, daß die Gedenkstätte Topographie des Terrors eine nationale Aufgabe sei: "Gerade deshalb muß darauf hingewiesen werden, daß Berlin nicht in der Lage ist, nationale Gedenkstätten, Mahnmale und Einrichtungen allein oder zum größten Teil zu finanzieren oder zu betreiben.Hier ist unverändert die Solidarität der gesamten Republik und auch privater Spender gefragt." Das Thema hatte gestern offenbar bei der CDU ebenso wie bei der SPD ohnehin auf der Tagesordnung der Fraktion gestanden.Landowsky gab am Abend eine lange Erklärung ab, in der er auch seine Betroffenheit über die Vorwürfe von Bubis äußerte: Der Vorwurf, der Senat wolle sich die Aufarbeitung der deutschen Geschichte "ersparen", sei zutiefst ungerecht, erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende.Der Senat und der Regierende Bürgermeister hätten sich "wie kaum andere" um die Aufarbeitung der NS-Diktatur bemüht. Der Bau auf der Topographie des Terrors, dem ehemaligen Gestapo-Gelände, sei verschoben worden, um dafür rechtzeitig die Jüdische Abteilung des Berlin-Museums fertigzustellen.Der Vorwurf von Bubis sei nunmehr geeignet, die Politik in Berlin "einem unangemessenen Druck und ungerechtfertigten Vorwürfen auszusetzen".Um die Stadt vor weiteren Auseinandersetzungen zu bewahren, solle nun aber doch nach Wegen für eine vorfristige Fertigstellung gesucht werden. Zu den Kritikern der Bau-Verschiebung gehört auch der Deutsche Gewerkschaftsbund in Berlin.Die DGB-Vorsitzende Christiane Bretz wertete den ursprünglichen Senatsbeschluß gestern als "politisch verfehlt".Der Versuch, die Topographie des Terrors gegen die mit staatlicher Hilfe aufgebauten jüdischen Einrichtungen in der Stadt "gegenzurechnen", sei überdies zynisch."Wer einerseits mit Millionen den Ausbau des Hamburger Bahnhofs zur Kunsthalle fördert, um andererseits den Ausbau einer Gedenkstätte für die Opfer des NS-Terrors zu verschieben, setzt politisch falsche Prioritäten", erklärte die DGB-Vorsitzende. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Behrendt sprach von "enormen kulturellen und Glaubwürdigkeitsschaden", der dem "zweifelhaften Nutzen für die Haushaltssanierung" gegenüberstehe.Eine Verschiebung sei auch deshalb so problematisch, weil der Senat später womöglich auch noch den Anteil des Bundes übernehmen müsse

Um das geplante Dokumentationszentrum auf dem Gelände der "Topographie des Terrors" rechtzeitig fertigzustellen, werden auch private Geldgeber gesucht.Der Tagesspiegel unterstützt dieses Vorhaben.Gemeinsam mit der Stiftung Topographie des Terrors haben wir ein Spendenkonto bei der Berliner Sparkasse (Bankleitzahl 10050000, Kontonummer 730022226) eingerichtet.Stichwort: "Tagesspiegel hilft Topographie des Terrors."

HANS TOEPPEN

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false