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Berlin: Köpfen wie Klose

„Klooose“ tönt es übers Spielfeld, Ronaldo schlenzt den Ball zu Kevin, der dribbelt, verliert das Leder an Steffi, das einzige Mädchen im Team. Steffi gibt geschickt zurück an Ronaldo, der brüllt wieder „Klooose“ und übergibt an Kevin, und der zielt aufs Tor.

„Klooose“ tönt es übers Spielfeld, Ronaldo schlenzt den Ball zu Kevin, der dribbelt, verliert das Leder an Steffi, das einzige Mädchen im Team. Steffi gibt geschickt zurück an Ronaldo, der brüllt wieder „Klooose“ und übergibt an Kevin, und der zielt aufs Tor. Der Ball trifft den rechten Pfosten. Das kann auch Superstar Klose passieren. Kevin ist Klose-Fan, und Gaspar ist Ronaldo-Fan, und sie und die anderen Zehn- bis Elfjährigen spielen in der 4. E, einer der rund 30 Juniorenmannschaften von Hertha 03 Zehlendorf. Die kleine Hertha ist noch immer die Berliner Talentschmiede, auf den Spielfeldern des Ernst-Reuter-Stadions am Siebenendenweg wird ständig trainiert. Und irgendwo ist immer „Klooose“, zu hören, weil irgendein junger Stürmer begeistert die Klose-Rolle übernimmt und sich anspielen lässt. Denn „Miro“ Miroslav Klose, einer, dem man weiter die entscheidenden Tore bei der Fußballweltmeisterschaft zutraut, hat die Herzen der Fußball spielenden Jugend erobert. Fast jeder möchte ihm nacheifern.

„Klose ist ein Gott“, stellt am Spielfeldrand der 15-jährige Sven fest. Klose ist cool, nicht groß, hat aber stets die Übersicht. Und er ist der absolute Kopfballmeister. Sven, wie Gaspar im brasilianischen Ronaldo-Trikot, hat die E-Klasse der Kleineren längst hinter sich, spielt in der 4. B. Aus ihm spricht reifer Sachverstand. Mit Klose könnte leistungsmäßig höchstens noch Olli Kahn mithalten, aber den mag Sven nicht.

Auf einem der Nachbarspielfelder kicken Patrick, Gerhard, Niklas und Janosz um die Wette. Patrick gibt den Klose, hat auch schon mal dessen Saltos nach Torschüssen probiert, was aber ziemlich schief ging. Janosz findet, Klose ist süß. Als die anderen grinsen, verbessert er sich schnell: toll sei der mit seinen Kopfbällen und seiner Technik. Dann streiten sie, ob nun Kahn oder Klose absolute Spitze sind, Ballack ist schließlich auch okay. WM-Spiele hören sie vormittags heimlich in der Schule, im Transistorradio.

Den n Klose kannte vor einem Monat kaum jemand von den Nachwuchskickern. Nun ist er auf den sechs Fußballfeldern am Siebenendenweg allgegenwärtig. Trainer Jürgen Schwab, der Rudi Völler der 4. E-Junioren, will noch nicht von einem richtigen Klose-Fieber sprechen, aber Platzwart Norbert Bannert bestätigt, dass sich immer mehr Kinder auf dem Spielfeld Klose nennen. Jancker war bisher Spitzenreiter, oder auch Kahn. Von der kleinen Hertha, beim Entdecken von Nachwuchs immer noch ganz groß, kamen Größen wie Uwe Kliemann, „Litti“ Littbarski, Christian Ziege oder die Brüder Robert und Niko Kovac. Wer hier lernt, hat Chancen, später groß rauszukommen.

Gaspar, der Ronaldo-Fan, ist sicher, dass sein Star im Endspiel ist. Brasilien gegen Deutschland, das wär’s. Kevin, der Klose-Fan, gibt denselben Tipp ab. Nur bei der Frage, wer siegen wird, scheiden sich die Geister. Natürlich. Christian van Lessen

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