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Viele Beratungsstellen haben erst im Lockdown vollständig auf digitale Angebote umgestellt.

© Uwe Zucchi/dpa

Wer berät Sie in der Coronakrise?: Berlin braucht mehr digitale Beratungsangebote

In Pandemie-Zeiten sind die sozialen Beratungsstellen besonders wichtig. An vielfältigen Kontaktmöglichkeiten darf deshalb nicht gespart werden.

Wie gut kennen Sie eigentlich Berlin? Ich meine nicht die Sehenswürdigkeiten, Straßen und Plätze oder jene Tipps, die man Bekannten gibt, welche nach einem guten Restaurant oder dem besten Bäcker im Bezirk fragen. Ich meine die Sorgen, Ängste und Nöte in der Stadt. Wissen Sie, was Berlin bewegt?

Die vergangenen Monate haben es sowohl meinen Kolleginnen und Kollegen als auch mir deutlich vor Augen geführt, da uns in der Beratung viel zu Ohren kommt. Mit ausgefallenen Reisen und abgesagten Veranstaltungen sind Sie sicherlich auch persönlich konfrontiert worden.

Einige von Ihnen werden sich über den Vertrag mit dem Fitnessstudio geärgert haben, der trotz des untätigen Wartens auf Wiedereröffnung der Filialen weiterlief. Gerade die Absage von Hochzeiten und Abibällen hat viele sehr geschmerzt und um das bereits investierte Geld bangen lassen. Vielleicht teilen Sie auch die Sorge zahlreicher Hauptstädter, einen Kredit nicht bedienen zu können, oder sind von einer Energiesperre bedroht.

Gerade in den vergangenen Monaten war die Verbraucherzentrale auch Notrufzentrale für alle, die nicht weiterwussten. An eine Begegnung erinnere ich mich noch besonders gut. Sie ereignete sich kurz nach der pandemiebedingten Schließung unserer Beratungsstelle in Tempelhof. Ein Mann benötigte dringend Hilfe, stand aber vor verschlossenen Türen.

Er sprach sehr schlecht deutsch, aber mit Mimik und Gestik schafften wir es, uns einander verständlich zu machen. Selbstverständlich haben wir unser Beratungsangebot gleich zu Beginn der Coronakrise komplett auf telefonischen Kontakt und jenen per E-Mail umgestellt, aber nicht alle Verbraucher sind auf diese Art adäquat erreichbar.

An Kontaktmöglichkeiten darf nicht gespart werden

Natürlich ist unsere Beratungsstelle längst wieder geöffnet, und ich kann nur hoffen, dass es nicht noch einmal zur pandemiebedingten Schließung kommt. Ein zweiter Lockdown mit umfassenden Kontaktbeschränkungen möge uns erspart bleiben, doch auch ohne ihn sollte an den Kontaktmöglichkeiten wichtiger Institutionen nicht gespart werden.

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Deshalb setze ich mich für die Einführung einer videogestützten Beratung bei uns ein: individuell, persönlich und dabei ohne Infektionsrisiko. Gerade für Menschen, die Sprachbarrieren überwinden müssen, ist diese Form der Beratung sehr geeignet. Es lässt sich nämlich auch einfach ein Übersetzer dazuschalten, der die Gesprächspartner bei der Verständigung unterstützt.

Ich hoffe, dieses Vorhaben schnell umsetzen zu können, um den Berliner Beratungsbedürfnissen noch besser entsprechen zu können. Ich kenne Berlin gut und die Probleme der Menschen sind mir vertraut. Vielleicht lernen wir, liebe Leser, einander einmal kennen, weil Sie einen Rat benötigen. Ich wünsche mir, dass Ihnen dann sämtliche Kontaktmöglichkeiten zur Auswahl stehen, die unsere Gesellschaft zu bieten hat.

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