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Autor Matthias Kalle.

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Kolumne: Skandal lass nach!

Dienstag: Aus für Hertha, Mittwoch: Aus für Röttgen, Donnerstag: der Flughafen - mal wieder. Unserem Kolumnisten schwirrt der Kopf angesichts so vieler Skandale. In seiner Wochenschau versucht er es mit einem Überblick.

Mein Gott, ich kann natürlich nicht wissen, wie es Ihnen geht, sehr verehrte Leserin, sehr verehrter Leser dieser Kolumne, aber ich für meinen Teil bin am Ende, runter mit den Nerven, bedient, fix und fertig, am Ende meiner Kräfte, kaum noch in der Lage so etwas wie Hoffnung zu empfinden angesichts all der Skandale, die nun schon seit einer Woche das Land erschüttern und dafür sorgen, dass wir uns langsam aber sicher in Richtung Bananenrepublik entwickeln. Denn das kann doch eigentlich alles gar nicht sein! Oder?

Doch. Das kann alles sein, und das war im Einzelnen folgendes: Es fing im Prinzip harmlos an in der vergangenen Woche, als es auf einmal hieß, dass das nix wird mit der Flughafeneröffnung im Juni. Jeder, der schon mal gebaut hat (so wie ich zum Beispiel, nachzulesen in meinem schönen Buch „Normal hält das“, das vor kurzem bei Ullstein Extra erschienen ist), weiß ja, dass man an den Einzugstermin locker noch mal sechs Monate dranhängen kann – so gesehen hält sich dieser Skandal doch sehr in Grenzen, ich würde in Anbetracht dessen, was dann folgte, sogar eher von einem Skandälchen sprechen. Denn am vergangenen Freitag haben zwei Redakteure der „Bild“ einen Journalistenpreis gewonnen, nicht irgendeinen, sondern den Henri-Nannen-Preis für die beste investigative Leistung des Jahres – was in ungefähr so absurd wäre, als würde man Veronica Ferres einen Oscar geben. Weil dann aber der große Journalist Hans Leyendecker seinen Preis ablehnte (er sollte ihn sich mit den, äh, Kollegen von „Bild“ teilen), rumorte es doch sehr während der feierlichen Preisverleihung im Hamburger Schauspielhaus, wobei der eigentliche Skandal an diesem Abend darin bestand, dass zu einer Feier für deutsche Journalisten Jette Joop eingeladen wurde.

Samstag folgte dann der Wahrnehmungsskandal des Philipp Lahm, als der nach dem verlorenen Pokalfinale der Bayern gegen Dortmund behauptete, Bayern sei die bessere Mannschaft gewesen. Sonntag gab es dann den „Tatort“-Skandal (haben jedenfalls die Investigativ-Cracks von „Bild“ so gesehen), weil die Folge keinen Mörder aufweisen konnte. Die Folge konnte zwar auch keine Spannung aufweisen – aber das ist man ja bereits gewohnt, darüber regt sich längst keine mehr auf. Während der Montag relativ skandalfrei abgewickelt wurde, kam es Dienstagabend zum Skandalspiel des Jahres, ach was, des Jahrzehnts, weil in der zweiten Halbzeit des Relegationspiels zwischen Düsseldorf und Hertha erst Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geworfen wurde und dann eine Horde Düsseldorfer das Spielfeld im Aufstiegstaumel stürmten, obwohl der Schiedsrichter die Partie noch gar nicht abgepfiffen hatte. Und auch hier war der eigentliche Skandal doch eher darin zu suchen, dass man es während der ersten Halbzeit einfach nicht fassen konnte, dass eine dieser beiden Mannschaften allen Ernstes in der kommenden Saison in der ersten Liga spielen wird.

Definitiv abgestiegen ist Norbert Röttgen, spätestens am Mittwoch, als ihn Angela Merkel als Umweltminister rausschmiss, nachdem er am Sonntag bereits die Landtagswahlen in NRW verloren hatte. So könne die Kanzlerin nicht mit dem Mann umgehen – sagten die einen. Die anderen sagten, so müsse sie mit dem Mann umgehen. Und die üblichen Verdächtigen sagten: Koalition am Ende! Neuwahlen sofort!

Im „Tagesspiegel“ musste ich lesen, dass sich die Anzeichen verdichten, dass Blümchen ihren Hit „Herz an Herz“ aus dem Jahr 1995 gar nicht selbst gesungen habe – es gibt Meldungen, die lassen einen fassungslos zurück.

Und am Donnerstagabend brachte „Spiegel Online“ dann auch die Eilmeldung, dass eine Facebook-Aktie 38 Dollar kosten wird. Mehr Skandale passen nicht rein in einen Satz.

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