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Berlin: Konkurrenz für Kraut und Rüben

Panevežys, km 4245: Litauens Bauern haben Probleme mit der EU

Ammoniumnitrat war bisher Dünger und zählt bald als Sprengstoff. Vielleicht müssen die litauischen Bauern auf Sorten mit geringerem Stickstoffgehalt ausweichen, vielleicht müssen sie das Zeug in den Safe sperren. So ist das, wenn die EU nach Litauen kommt.

Kastytis Patiejúnas hat noch ein paar andere Beispiele parat. Als Landwirt und Chef des Verbandes der Zuckerrübenzüchter weiß er recht genau, was auf seine Kollegen zukommt: Rübentransporter ohne Tacho sind nicht mehr erlaubt, Milch muss stationär statt am herumfahrenden Wagen abgefüllt werden und Eier dürfen nur noch mit Stempel verkauft werden. Die Tage der Mütterlein auf den Märkten sind gezählt. Vielleicht muss auch demnächst das ganze Land neu vermessen werden, weil bei Flächenangaben bisher fünf Prozent Toleranz erlaubt waren, aber in den EUFormularen nur drei.

Nun klingt das bei Patiejúnas halb so schlimm, weil er sehr sachlich und – dank eines Studiums an der Uni Leipzig – fließend Deutsch spricht und allenfalls Nachdenklichkeit, aber keinen Pessimismus ausstrahlt. Vielleicht auch, weil er einen relativ neuen Passat fährt, was man bei einem litauischen Bauern nicht unbedingt erwartet. Allerdings hat das Auto schon 254000 Kilometer drauf, weil der 41-Jährige ständig zwischen Vilnius, seinem Betrieb bei Panevežys und Kollegen weiter nördlich im Baltikum pendelt.

2200 Hektar umfasst der Betrieb, den Patiejúnas mit zwei deutschen Partnern führt. Weizen, Raps und Rüben bauen sie an. Weil litauische Winter länger sind als deutsche, laden seine Partner die Maschinen nach der Aussaat auf die Fähre nach Litauen. Von dort verschifft Patiejúnas sie im Herbst wieder in Richtung Deutschland. Das ist bisher ein bürokratischer Kraftakt, der ab Mai aber einfacher werden müsste, sagt der Landwirt.

Am wenigsten sorgt er sich um die Kartoffeln: Hier hätten die Litauer beinahe das Monopol bei den großen Handelsketten. Und die Obstbauern könnten – trotz starker polnischer Konkurrenz – mit Bio-Produkten punkten. Allzu schlimm werde es schon nicht werden, sagt Patiejúnas. „Wir haben die Sowjetunion überstanden. Also werden wir auch die Europäische Union überstehen.“

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