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Konzernsitz: Bahn will 2006 über Umzug entscheiden

Die Entscheidung über einen möglichen Umzug der Bahn-Zentrale aus Berlin nach Hamburg soll frühestens im April 2006 fallen. Die Umzugspläne waren heute auch Thema im Bundeskabinett.

Berlin - Der Bund als Alleineigentümer der Bahn solle «ab sofort eng in den Entscheidungsprozess» eingebunden werden, teilten Bahnchef Hartmut Mehdorn und Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) nach einem Treffen am Dienstag in Berlin mit. Die Umzugspläne hatten in Berlin große Sorge vor dem Verlust von Arbeitsplätzen ausgelöst. Sie waren am Dienstag auch Thema im Bundeskabinett.

Mehdorn betonte, die Frage des künftigen Konzernsitzes sei noch «gänzlich offen». Auch über die Verlagerung von Arbeitsplätzen sowie eine Beteiligung der Bahn an Hamburger Hafen und Hamburger Hochbahn sei noch nicht entschieden. Das gesamte Vorhaben habe «ausschließlich den unternehmerischen Grund, die Position der Bahn als führender Mobilitäts- und Logistikdienstleister auszubauen und abzusichern». Dies sei auch im Interesse des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Die Bahn ist derzeit noch zu 100 Prozent im Besitz des Bundes.

Nach Angaben der Bahn soll der Entscheidungsprozess über einen Umzug nun «nicht vor Ende des ersten Quartals 2006» abgeschlossen sein. Der neue Verkehrsminister Tiefensee betonte: «Für die Bundesregierung ist entscheidend, dass noch keine Beschlüsse in Aufsichtsrat und Unternehmen gefallen sind.» Mit Blick auf den Standort-Wettbewerb zwischen Hamburg und Berlin versicherte er, der Bund werde darauf achten, dass «alle Interessen sorgfältig berücksichtigt werden».

Die Ankündigung, die Konzernzentrale möglicherweise nach Hamburg zu verlegen, hatte in Berlin für viel Aufregung gesorgt. Die Hauptstadt fürchtet den Verlust von mehr als tausend Arbeitsplätzen. Mit fast 20.000 Beschäftigten ist die Bahn größter Arbeitgeber in Berlin. Allein im «Bahntower» am Potsdamer Platz, wo der Vorstand residiert, arbeiten rund 850 Menschen. Der Konzern hat seit dem Zusammenschluss von westdeutscher Bundesbahn und früherer DDR- Reichsbahn 1994 seinen Sitz in Berlin.

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel warf der Bahn vor, mit der Standortverlagerung Wettbewerb verhindern zu wollen. Die Bahn wolle private Konkurrenz verdrängen, sagte Niebel im Deutschlandradio Kultur. Der Grünen-Verkehrsexperte Winfried Hermann forderte die Bundesregierung im RBB-Inforadio auf, einen Umzug zu verhindern. «Es ist ja nicht einfach ein Umzug, sondern ein Koppelgeschäft.» (tso/dpa)

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