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Entspannt.

© dpa

Berlin: Kreuzbergs bunte Seiten

Zum zehnten Mal wird Myfest gefeiert. Böse Überraschungen wie im vorigen Jahr schließt der Bezirk aus.

Musik statt Randale, Tanz statt Flaschenwürfen: Seit 2003 trägt das von Anwohnern und Bezirksamt organisierte Myfest dazu bei, dass es in Kreuzberg am ersten Mai etwas friedlicher zugeht. Dieses Jahr findet es zum zehnten Mal statt. Doch auch nach all den Jahren stellt die Feier die Organisatoren vor immer neue Herausforderungen. Am Grundkonzept soll aber festgehalten werden.

19 Bühnen wird es in diesem Jahr geben, unzählige Essens- und Getränkestände und zehntausende Berliner und Touristen, die zwischen Oranienplatz und Görlitzer Bahnhof ausgelassen auf der Straße feiern. Geht etwas schief, ist am Ende einer verantwortlich: Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne). Rein rechtlich ist das Bezirksamt der Organisator des Myfestes. Tatsächlich haben die Anwohner bei der Organisation fast freie Hand. Schulz greift nur ein, wenn es ernst wird. Wie vergangenes Jahr, als plötzlich Dutzende Mitglieder der Hells Angels vor einer Bühne auf dem Oranienplatz Stellung bezogen und sich als offizielle Sicherheitsleute gebärdeten. Auch ein Jahr danach kann sich Schulz nicht so recht erklären, wie es dazu kommen konnte, verspricht aber Besserung: „Wir haben uns mit den Veranstaltern darauf geeinigt, dass Rocker, gleich welchen Vereins, auf dem Myfest nicht hinnehmbar sind“, sagt Schulz. Es sei daher „auszuschließen“, dass in diesem Jahr wieder Hells Angels im abgesperrten Bereich einer Bühne auftauchen. Dafür sollen auch die rund 15 Mitarbeiter des Bezirksamts sorgen, die zusammen mit dem Landeskriminalamt die Einhaltung der Regeln auf dem Fest überwachen werden.

Soner Ipekcioglu, Pressesprecher der Anwohner und Vereine, die das Myfest letztlich gestalten, spielt den Vorfall herunter: „Das mit den Rockern ist übertrieben worden. Sie hatten dort keine Funktion, sondern haben einfach nur ihr Bier getrunken.“ Wirklich nachvollziehen lässt sich der Hergang heute nicht mehr. Das liegt auch daran, dass die rund 40 Organisatoren, die sich beim Myfest einbringen, autonom entscheiden, wie Ipekcioglu erklärt.

Bei Stefan Ulrich vom Verein „Berlin lacht“ laufen allerdings alle Fäden zusammen. Er koordiniert die verschiedenen Dienstleister untereinander. Sicherheitspersonal, Müllentsorgung, Standvergabe. Weisungsbefugt ist er aber nicht. So arbeite eben auch die Sicherheitsfirma eigenverantwortlich, sagt Ulrich. Doch insgesamt hat sich das Konzept am Myfest bewährt. Seit Silke Fischer 2002 die Idee zum Myfest entwickelte und bis 2009 selbst organisierte, hat sich das Gewaltpotenzial in Kreuzberg am Maifeiertag stark reduziert. Man werde daher am Grundkonzept nichts ändern. Dazu gehört auch das strikte Verbot von Flaschen und Dosen, das schon in den vergangenen Jahren gut funktioniert habe, meint Bürgermeister Schulz.

Trotz der Gentrifizierungsdebatte, die sich erst kürzlich gerade in Kreuzberg am letztendlich nach Prenzlauer Berg verlegten BMW-Guggenheim-Lab entzündet hatte, glaubt Schulz an einen friedlichen ersten Mai: „Wir haben dieses Jahr keine größeren Kontroversen.“ Alle Rahmenbedingungen seien gegeben, „dass es relativ friedlich zugeht“. Sidney Gennies

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