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Kriminalitätsstatistik 2006: Weniger Straftaten, mehr Gewalt

Berlin meldet einen Rückgang der registrierten Straftaten auf den niedrigsten Wert seit 1990. Trotz der positiven Gesamtbilanz gibt es aber auch negative Entwicklungen - vor allem mehr Gewalttaten.

Berlin - Insgesamt seien rund 497.000 Delikte erfasst worden, 2,4 Prozent weniger als 2005, sagte Innensenator Ehrhart Körting (SPD) bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik. Zugleich stieg aber die Zahl der Rohheitsdelikte insgesamt sowie die von Jugendlichen. Während die rot-rote Koalition die Gesamtentwicklung positiv bewertete, forderten Opposition und Polizeigewerkschaften schärfere Konsequenzen.

Körting sagte, es gebe eine positive Tendenz. "Berlin ist sicherer geworden". Auch die Aufklärungsquote sei auf rund 50 Prozent gestiegen, das zweitbeste Ergebnis der vergangenen zehn Jahre. Zugleich bleibe zu hoffen, dass in der Rechtssprechung der Trend zu härteren Strafen bei Körperverletzung, Raub- und Sexualdelikten anhalte, sagte der Senator. "Falsche Milde schafft neue Taten." Polizeipräsident Dieter Glietsch sprach angesichts der gestiegenen Zahl der Gewaltdelikte von einer "durchwachsenen Bilanz". Gerade mit Blick auf jugendliche Straftäter mit Migrationshintergrund gebe es Probleme, die die Polizei nicht alleine lösen könne.

Mehr Rohheitsdelikte

Bei den Rohheitsdelikten, zu denen Raub, Körperverletzung und Misshandlung zählen, war den Angaben zufolge 2006 ein Anstieg um mehr als vier Prozent zu verzeichnen. Insgesamt wurden hier rund 67.000 Taten registriert. Davon entfielen zirka 10.700 auf Täter im Alter von 8 bis 21 Jahren. Das ist der höchste Wert seit 1991. Unter den Tatverdächtigen betrug der Ausländeranteil rund 29 Prozent.

Zugenommen haben der Statistik zufolge Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen um knapp 2,5 Prozent. Bei Tötungsdelikten steht ein Anstieg um fast drei Prozent zu Buche. Einen Zuwachs gab es auch bei Verstößen gegen das Waffengesetz (+3,5 Prozent), Sachbeschädigungen (+8 Prozent) und Widerstand gegen die Staatsgewalt (+9 Prozent). Zudem nahm die politisch motivierte Kriminalität zu. Insgesamt wurden 3673 derartige Fälle registriert. Das waren 23 Prozent mehr als 2005. Zurückgegangen ist dagegen unter anderem die Zahl der Diebstähle (-8,3 Prozent), der Rauschgiftdelikte (-14,5 Prozent) und der Fälle von Urkundenfälschung (-20,8 Prozent).

Kritik von der CDU

Der CDU-Innenexperte Frank Henkel nannte es "ein Märchen", dass Berlin sicherer geworden sei. Die Berliner müssten immer stärker um ihre körperliche Unversehrtheit fürchten, sagte Henkel. Die CDU, die Gewerkschaft der Polizei und die Deutsche Polizeigewerkschaft forderten die Erstellung eines Stadtteilatlas nach Hamburger Vorbild. Darin ist die Kriminalitätsbelastung in den einzelnen Stadtteilen detailliert erfasst. Der FDP-Innenpolitiker Björn Jotzo warf dem Senat vor, insbesondere im Bereich der Jugend- und Jugendgruppengewalt keine Konzepte bereitzuhalten, um einem weiteren Anstieg der Kriminalität zu begegnen. (tso/ddp)

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