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Berlin: Krisenmanagement bleibt Geheimnis der Bahn

Drei große ICE-Pannen in drei Monaten – aber keine sichtbaren Konsequenzen. Nun macht die moderne Anzeigetafel Probleme

Für die Bahn ist die Häufung der Pannen im Berliner Raum ein Zufall. Die Zugausfälle der jüngsten Zeit hätten verschiedene Ursachen gehabt, sagte gestern ein Bahnsprecher. Von einer Serie könne man deshalb nicht sprechen. Zuletzt war es, wie berichtet, am Freitag zu einem Chaos gekommen, weil zwischen dem Bahnhof Zoo und Savignyplatz eine Oberleitung gerissen war. Und wieder waren mehrere hundert Fahrgäste stundenlang in einem ICE eingesperrt, der kurz nach der Abfahrt im Bahnhof Zoo um 6.43 Uhr liegen geblieben war.

Dabei hat die Bahn nach ähnlichen Vorfällen in den vergangenen Wochen ein Krisenmanagement entwickelt. Einzelheiten dazu will sie aber immer noch nicht mitteilen. Am Freitag war davon noch nicht viel zu spüren. Vor allem bei den Informationen in den Bahnhöfen haperte es.

Die Fahrgäste im liegen gebliebenen ICE mussten fast zwei Stunden ausharren, weil ein Ausstieg auf freier Strecke zu gefährlich gewesen wäre, so der Bahnsprecher. Der Zug hatte sich mit seinem Stromabnehmer in einer defekten Oberleitung verfangen und diese auf rund 150 Meter heruntergerissen. Die Leitung lag zum Teil auf dem Dach des ICE und zum Teil auf dem Nachbargleis. Da nicht auszuschließen sei, dass die gerissene Leitung trotz des Kurzschlusses, den sie verursacht hatte, weiter unter Spannung stand, musste die Oberleitung vor Beginn der Abschlepparbeiten erst geerdet werden, so der Sprecher.

Immerhin war die Abschlepplokomotive schnell zur Stelle. Nach den Pannen der Vergangenheit hatte die Bahn für solche Fälle eine weitere Lok in Grunewald stationiert, die von dort einen kurzen Weg zum Pannenzug hatte. Die andere Lok steht in Rummelsburg. Nach zwei Stunden Warterei konnten die Fahrgäste den abgeschleppten Zug kurz vor 9 Uhr in Charlottenburg verlassen. Am 30. April mussten Fahrgäste vier Stunden in einem ICE ausharren, der am Abend mit defekten Bremsen am S-Bahnhof Heerstraße liegen geblieben war. Da nach zwei Stunden auch noch der Strom abgeschaltet worden war, gab es kein Licht, und weder dieKlimaanlage noch die Toiletten funktionierten. Mehrere Fahrgäste erstatteten Anzeige. Wegen eines Defektes am Stromabnehmer blieb dann vier Wochen später ein ICE bei Dallgow liegen. Hier waren die Fahrgäste „nur“ gut zweieinhalb Stunden eingesperrt.

Aus Sicherheitsgründen will die Bahn die Fahrgäste meist nicht auf freier Strecke aussteigen lassen, obwohl für solche Fälle Notleitern an Bord sind. Türen werden nur geöffnet, wenn sie von Mitarbeitern gesichert werden können.

Dass am Freitag die hochmoderne – und teure – Anzeigetafel im Bahnhof Zoo nicht auf die Zugausfälle hinwies, lag nach Angaben der Bahn an einem weiteren technischen Problem. Es habe die Gefahr bestanden, dass bei einem Abschalten die gesamte Speicherung verloren ginge. So zeigte die Tafel weiter erst die planmäßigen Zeiten und dann die Abfahrten zwei Stunden später an. Am Schluss behalf sich die Bahn mit einer Schiefertafel und Kreide – wie in der Dampflokzeit.

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