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Berlin: Künstler soll zur Kasse gebeten werden - Die Schuldfrage ist weiter umstritten

Die falschen Steine bestellte der Künstler - und darum soll er auch den Schaden bezahlen. So sieht es zumindest das Bezirksamt, das sich auf ein unabhängiges Gutachten beruft.

Die falschen Steine bestellte der Künstler - und darum soll er auch den Schaden bezahlen. So sieht es zumindest das Bezirksamt, das sich auf ein unabhängiges Gutachten beruft. In dem seit Monaten andauernden Streit um den durch Frost beschädigten Brunnen im Görlitzer Park hat Baustadtrat Matthias Stefke (CDU) dem Künstler Wigand Witting jetzt eine außergerichtliche Einigung angeboten. Der Haken an der Sache: Witting, der die Wasserterrassen gestaltet hat, besitzt keine Berufshaftpflicht-Versicherung.

Zwar ist nicht mehr von bis zu zwei Millionen Mark Reparaturkosten die Rede. Um aber einen jahrelangen Rechtsstreit zu verhindern, will das Bezirksamt, dass Witting bis zum Herbst alle sichtbar beschädigten Steine auf eigene Kosten austauscht und für alle weiteren eine Gewährleistung von zehn Jahren zusagt. Konkret heißt das: Treten innerhalb dieser Zeit weitere Schäden auf, haftet der Künstler. Hierfür soll er eine Bankbürgschaft vorlegen. An der Einigung soll auch die Versicherung der Planungsgesellschaft beteiligt werden, die Witting beauftragt hat.

Der Künstler will auf das Angebot jedoch nicht eingehen. Abgesehen davon, dass eine zehnjährige Garantie auf Steine "völlig unüblich" sei, hält er an seiner Version fest, dass Konstruktionsfehler für die Schäden am Brunnen ursächlich seien, vor denen er selbst immer wieder gewarnt habe.

Er will seinerseits den Vorschlag machen, die kaputten Steine "als Vorleistung" zu ersetzen. Gleichzeitig müsste der Brunnen anders abgedichtet werden - die Steine stünden permanent von unten im Wasser, und "dafür ist kein Naturstein geeignet." Das Geld für Reparaturen will er unter der Bedingung zur Verfügung stellen, dass ein weiteres Gutachten erstellt wird - und falls dieses ihm Recht gibt, will er sich sein Geld zurückholen.

Die Anwohner ärgern sich unterdessen darüber, dass kein Wasser über die Steinterrassen fließen kann. Da der Bezirk bis zur Klärung der Schuldfrage keine Mittel für die Reparatur aufwenden darf, kann sich Bürgermeister Franz Schulz (Bündnis 90 / Grüne) vorstellen, dass private Investoren oder andere "Bewunderer" in die Bresche springen und das Geld für die Reparatur vorschießen. Wie diese Brunnenfreunde gefunden werden sollen und welche Gegenleistungen der Bezirk bieten kann, ist derzeit aber noch völlig unklar. Baustadtrat Matthias Stefke will die Sponsorensuche ohnehin nicht betreiben - die Idee des Bürgermeisters sei schlichtweg "unrealistisch".

Ungeklärt ist aber weiterhin, wie der Betrieb des Brunnens überhaupt finanziert werden kann - denn der Bezirk hat kein Geld, um den Brunnen zu betreiben. Jetzt wurde ein Vorschlag der gemeinnützigen Kirchbauhof GmbH bekannt, die die Dächer der nahe gelegenen Gebäude mit Solarzellen ausstatten will. Die Maßnahme schlüge zwar mit 100 000 Mark zu Buche, könne aber ohne finanzielle Beteiligung des Bezirks aus Umweltförderprogrammen des Senats bezahlt werden, sagt Geschäftsführer Matthias Roß. Die laufenden Kosten könnten sich damit laut Kirchbauhof-Konzept auf 43 000 Mark pro Jahr reduzieren - rund die Hälfte der derzeit veranschlagten Summe.

Johannes Metzler

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