Berlin: Kursmakler auf verlorenem Posten Senat trennt sich auch von skurrilen Beamtenlaufbahnen

Die Berliner Verwaltung ist immer wieder für Überraschungen gut. Vergangene Woche verkündete Innensenator Ehrhart Körting (SPD), dass zehn Beamtenlaufbahnen vom kommenden Jahr nicht mehr eingeschlagen werden können. Angestellte sollen künftig die Tätigkeiten übernehmen. Das betrifft zum Beispiel die Arbeit von Peter Scheib, dem einzig verbeamteten Weinkontrolleur des Landes Berlin. Scheib arbeitet in einem Beruf, den es in Berlin als Beamtentätigkeit irgendwann nicht mehr geben wird. Auch zwölf verbeamtete Mitarbeiter im wissenschaftlichen Dienst des Botanischen Gartens oder 22 verbeamtete Lebensmittelkontrolleure arbeiten auf „verlorenem Posten“. Und jetzt löst Berlin auch noch eine seiner Anstalten des öffentlichen Rechts auf: die Kursmaklerkammer. Die... was? Sie haben richtig gehört. Was macht die Kursmaklerkammer? Übernimmt sie Börsengeschäfte im Auftrag des Landes? Warum wird eine solche Institution aufgelöst? Und warum gab es sie?

Der Kursmaklerkammer gehörten vier und gehören jetzt noch drei amtlich vereidigte Kursmakler an. Diese Kursmakler arbeiten alle auf eigene Rechnung und handeln zum Beispiel mit festverzinslichen Papieren oder Aktien. Die drei amtlichen Kursmakler sind unabhängig und werden vom Land nicht bezahlt: Sie stellen ganz einfach „nur“ die amtlichen Kurse für die Berliner Börse fest. Am 1. Juli 2002 trat bundesweit das vierte Finanzmarktförderungsgesetz in Kraft. Seitdem heißen Kursmakler nicht mehr Kursmakler, sondern Skontroführer (Skontro ist das Orderbuch eines Maklers). So gesehen konnte der Senat die Kursmaklerkammer gar nicht auflösen, da es ja keine Kursmakler mehr gibt. Ob der Senat jetzt – theoretisch – die Bildung einer Skontroführerkammer plant? Die könnte er dann wieder auflösen.