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© Kitty Kleist-Heinrich

Bildung: Alle Musikschulen sollen im Takt spielen

Der Senat empfiehlt Standards für die zwölf Berliner Standorte. Das gilt nicht nur für den Unterrichtsstoff – sondern betrifft auch das Personal

In den zwölf Berliner Musikschulen lernen 41.000 Menschen. Mehrere tausend Kinder stehen auf den Wartelisten. Dass auch sie aufgenommen werden, ist durchaus im Sinne des Senats. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass die Musikschulen in den Bezirken ein wichtiges Integrationsinstrument sind. Denn wer im Team Musik macht, kann sich auch außerhalb des Orchesters besser in eine Gruppe einordnen. Eine von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) mitgetragene Kommission hat nun Empfehlungen abgegeben, wie man einheitliche Standards für die Musikschulen schaffen könnte. Denn während die Musikschulen in den östlichen Bezirken vor allem mit fest angestellten Lehrern arbeiten, geben in den Schulen in westlichen Bezirken größtenteils Honorarkräfte den Unterricht.

Künftig sollen die Musikschulen mit vielen fest angestellten Lehrern frei werdende Stellen an jene Schulen abgeben, die schlechter ausgestattet sind. Rechnungsgrundlage sind 1000 Schüler einer Musikschule, für die es dann überall eine feste Personalausstattung geben soll mit Schulleiter, Stellvertreter und vier Fachgruppenleitern, die je zwei Fachgruppen koordinieren sollen. Auch soll es an jeder Musikschule künftig die gleichen vier Fachgruppen geben, etwa für Streichinstrumente, Rock/Pop oder für die Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen. Für je 125 zusätzliche Schüler sind zusätzlich 0,3 Vollzeitstellen vorgesehen. Die einheitliche Personalausstattung würde berlinweit nur vier zusätzliche Stellen erfordern, heißt es in dem Bericht.

„Wir begrüßen es sehr, dass es endlich erste Standards für alle Musikschulen geben soll, wodurch auch die Finanzierung der nächsten Jahre gesichert ist“, sagt Chris Berghäuser, der Leiter der Musikschule Pankow und Sprecher für alle Berliner Musikschulen. Pankow müsse dann zwar fest angestellte Lehrer abgeben, aber es sei besser, jetzt welche abzugeben und dann Planungssicherheit zu haben, als immer weiter auf das Honorarniveau der Westbezirke gekürzt zu werden. Auch Neuköllns Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) sieht der Vereinheitlichung der Musikschulen positiv entgegen – allerdings nur, wenn sie keine neuen Kosten verursacht. „Wenn ich drei Leute einstellen muss, für deren Finanzierung ich aber zehn Honorarkräfte entlassen muss, dann bin ich dagegen“, sagte er. Neukölln habe die Musikschule in den vergangenen Jahren ausgebaut und dafür Mittel an anderer Stelle gespart, „mehr ist nicht drin“. Schimmang will seine Zustimmung deshalb davon abhängig machen, wie sich das Konzept finanziell auf Neukölln auswirke. Das Papier muss noch von den Bezirken und der Bildungsverwaltung abgesegnet werden.

Cerstin Richter-Kotowski (CDU), Bildungsstadträtin in Steglitz-Zehlendorf, glaubt nicht, dass die zusätzlichen festen Stellen den Bezirkshaushalt belasten würden. Denn bislang habe ihre Musikschule mit den Kosten weit unter dem Schnitt der Berliner Musikschulen gelegen und deshalb Geld im bezirklichen Finanzausgleich bekommen – auch weil wegen der Größe die Unterrichtsstunden pro Lehrer günstiger seien als an kleineren Schulen. Mehr fest angestellte Fachbereichsleiter würden der Schule gut tun, sagt sie, die bisherigen Fachbereichsleiter seien überlastet. Steglitz-Zehlendorf hat die größte Berliner Musikschule mit 6000 Schülern. Bislang arbeiten dort rund 20 Festangestellte und 400 Honorarkräfte. Wie Cerstin Richter-Kotowski bestätigt, könnte allerdings ein Teil der fest angestellten Lehrer in den Ostbezirken Opfer der Reform werden. Ihnen könnte die Herabstufung zu Honorarkräften drohen.

Unabhängig von den Plänen des Senats kämpft die Musikschule in Friedrichshain-Kreuzberg mit einem anderen Problem. Sie fürchtet, dieses Jahr 220 000 Euro einsparen zu müssen. Den Lehrern sei Anfang des Jahres mitgeteilt worden, dass sie zusätzlich zu den 100 000 Euro an Geldern aus dem Bürgerhaushalt weitere 120.000 Euro an Honoraren sparen müssten, sagte Roman Hengge von der Lehrervertretung. Dies würde dazu führen, dass bis zu 24 der 164 Honorarlehrern und 200 der 3000 Schülern gekündigt werden müsste. Hengge vermutet, dass die Sparpläne damit zusammenhängen, dass der Bezirk, der noch keinen Haushaltsentwurf für 2010 verabschiedet hat, dringend nach Einsparmöglichkeiten suche. Vom Bezirksamt war keine Stellungnahme zu erhalten. Die bisherige Bildungsstadträtin hat ihr Amt aufgegeben, ihr Nachfolger wurde am Mittwoch in sein Amt eingeführt und sei mit der Angelegenheit noch nicht vertraut, hieß es.

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