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Bildung: "Schüler idealisieren die DDR"

SPD und CDU streiten über Konzepte zur besseren politischen Bildung der Schüler: Der eine fordert mehr politische Bildung an Schulen - der andere will einen Gedenktag der Demokratie am 18. März.

SPD-Fraktionsvize Klara Geywitz wirbt für eine Stärkung des Unterrichtsfaches "Politische Bildung" an den weiterführenden Schulen. Sie ist überzeugt davon, dass die Schüler viel zu wenig über die Geschichte der DDR wüssten und sie außerdem idealisierten. Der CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek will dagegen einen neuen Gedenktag. Der 18. März solle künftig ein "Tag der parlamentarischen Demokratie" sein. Am 18. März 1990 hätten nach Jahrzehnten der Diktatur die ersten freien Wahlen in der DDR stattgefunden. Auf wenig Gegenliebe stößt er mit dieser Idee bei SPD-Fraktionschef Günter Baaske.

DDR: Jugendliche blenden den Diktaturcharakter aus

Mehr als eine Stunde Politische Bildung muss in der neunten Klasse unterrichtet werden, verlangt Geywitz. Außerdem soll das Fach für das Abitur nicht mehr abgewählt werden dürfen. Die SPD-Politikerin kennt eine Studie, nach der es deutliche Defizite in der schulischen Vermittlung der DDR-Geschichte geben soll. Dabei erwerben Schüler gerade zwischen dem 8. und 13. Schuljahr politische Kenntnisse dauerhaft, sagte Gewitz. In dieser Zeit prägten sich deshalb auch politische Einstellungen aus.

Viele Schüler in Brandenburg idealisieren die DDR. Das besagt eine Studie des Forschungsverbunds SED-Staat an der Freien Universität Berlin (FU), auf die sich Geywitz außerdem beruft. Nach der Studie neigen Schüler dazu, die DDR auf ihre sozialen Aspekte zu reduzieren und den Diktaturcharakter auszublenden. Bei der Einordnung der beiden deutschen Staaten steht zwar eine Mehrheit hinter dem freiheitlich-demokratischen System der Bundesrepublik, doch ziehen 40 Prozent das der DDR vor oder halten beide Systeme für gleichwertig.

Trennlinie zwischen Demokratie und Diktatur offenbar nicht bekannt

Die Trennlinien zwischen Demokratie und Diktatur sind der Studie zufolge vielen Schülern offenbar nicht bekannt. So hat nicht einmal die Hälfte den SED-Staat explizit als Diktatur bezeichnet und mehr als ein Viertel diese Einstufung ausdrücklich abgelehnt.

Mehr als 80 Prozent der Schüler gaben der Untersuchung zufolge an, nur wenig über die DDR und die deutsche Teilungsgeschichte zu wissen, da sie in der Schule - wenn überhaupt - nur am Rande behandelt werde. Das DDR-Bild resultiere eher aus Gesprächen in der Familie und aus Filmen.

"Projekttag Demokratie"

Lunacek stellt sich vor, dass an dem Gedenktag die Schulen einen "Projekttag Demokratie" veranstalten. Dabei sollten Zeitzeugengespräche oder Gedenkstättenbesuche organisiert werden. Der Vorschlag für die Einführung des Gedenktages sei mit den CDU-Fraktionschefs der ostdeutschen Länder abgestimmt und solle auch mit den Kollegen aus dem Westen sowie anderen Parteien diskutiert werden.

Das Thema Demokratie stärker in den Mittelpunkt zu rücken, sei richtig und wichtig, stimmt ihm Baaske zu. Es müsse aber darüber diskutiert werden, ob ein Gedenktag dafür der geeignete Weg sei.Schließlich sei auch der 9. November 1989 ein wichtiges Datum.
(kj/ddp)

Susann Fischer

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