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Bayernpartei

© dpa

Europawahl: "Bayern nervt" - Bayernpartei provoziert in Berlin

Wenn das mal zu Hause keinen Ärger einbringt: Mit ausgesprochen anti-bayerischen Parolen und schrägem Humor buhlt die Bayernpartei im Europawahlkampf weit nördlich der Main-Linie um Stimmen. Ganze Straßenzüge sind in Berlin mit Plakaten zugepflastert.

"Für ein Deutschland ohne Bayern" lautet der Slogan. Und: "Wollt ihr nicht auch die Bayern los werden? Dann wählt die Bayernpartei." Zu sehen ist ein Paar in Dirndl und Lederhose von hinten, das im Davongehen wie zum Abschied winkt.

"Wir haben das bewusst provokant formuliert, um eine gewisse Aufmerksamkeit zu erreichen", erläutert Parteisprecher Richard Schöps. "Wenn wir sagen würden, wir wollen ein freies, souveränes Bayern, würde das wenig Aufmerksamkeit erregen." Die Bayernpartei setzt sich für die Eigenstaatlichkeit des Bundeslandes ein - ein Ziel, das jenseits der Landesgrenzen kaum jemanden interessiert. Doch sie hofft, dass ihr Eintreten für ein Europa mit starken Regionen und ohne Brüsseler Zentralismus auch außerhalb Bayerns attraktiv ist. Und daher nutzt die Partei die sich bei der Europawahl bietende Chance, dass sie auch in allen anderen Bundesländern gewählt werden kann.

Skurrile Plakate auch in Hannover und im Ruhrgebiet

So hängen die skurrilen Plakate laut Schöps zum Beispiel auch in Hannover und im gesamten Ruhrgebiet. Nicht aber in Bayern selbst, denn da könnten sie "im schlimmsten Fall kontraproduktiv" wirken, wie der Parteisprecher einräumt. "Wir sehen dieses Plakat nicht so bierernst", fügt er hinzu. "Wir haben das mit einem Augenzwinkern gemacht."

Ungläubig mit den Augen zwinkern dürfte mancher Bajuware, wenn er sieht, wie die Separatistenpartei im Internet unter "www.bayern- loswerden.de" auf Stimmenfang geht. "Mal ehrlich, nervt Bayern uns nicht alle? Ich meine jetzt nicht nur den arroganten millionenschweren Fußballclub, sondern den genauso arroganten seltsamen Freistaat im Süden", ist da zu lesen. Und: "Allein die "Sprache", wenn man dieses geistlose Gebrabbel so nennen will, ist eine Zumutung für jeden kultivierten Deutschen."

BP hat Unterstützung nötig

Trotzdem glaubten die Bayern ernsthaft, sie seien etwas besseres. "Nur, weil sie sinnlose Berge und langweilige Seen haben und dafür ein paar Arbeitslose weniger." Ihre tolle Wirtschaft hätten sie nur den Norddeutschen und den Milliarden aus dem Länderfinanzausgleich zu verdanken. "Vorher gab es außer Milchwirtschaft und ungeheuer produktiven Lederhosen- und Schnupftabakindustrien nämlich so gut wie gar nichts in Bayern." Und dann noch die CSU, heißt es im Internet weiter. "Wie ein Springteufel marodiert sie auf der Berliner Bühne herum, sabotiert permanent jeden Kompromiss mit spinnösen bayerischen Sonderwegen."

Doch Hoffnung ist in Sicht: Jetzt könne man ja die Bajuwaren endlich loswerden, indem man bei der Europawahl die Bayernpartei (BP) wählt, die Bayern "von Deutschland abspalten" wolle, heißt es im Internet weiter. "Wer die Bayern endlich aus der Bundesrepublik rausschmeißen will, der muss seine Stimme einfach der BP geben in ganz Deutschland", wird empfohlen.

Mal sehen, was das an diesem Sonntag bringt. Unterstützung hat die Partei aus dem Süden jedenfalls durchaus nötig. Bei der Europawahl 2004 holte sie mit exakt 35.152 Stimmen gerade einmal 0,1 Prozent.

Ulrich Steinkohl[dpa]

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