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Fahrradfahren in Berlin: Erstmals Senat-Geld für Radweg-Sanierung bewilligt

Das Bundesland Berlin will eine Million Euro jährlich in die Sanierung von Radwegen investieren. Anders als bei Straßen finden kaum Kontrollen statt.

Für die Sanierung von Radwegen will der Senat von 2008 an jährlich zunächst eine Million Euro ausgeben. Ein nach Ansicht des Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Benno Koch, überfälliger Schritt. Ein Großteil der etwa 800 Kilometer langen Radwege und Radstreifen sei in einem „erbärmlichen Zustand“. Klagen von gestürzten Radfahrern seien das tägliche Brot von Anwälten. In Brandenburg will jetzt sogar, wie berichtet, Finanzminister Rainer Speer das Land verklagen, weil er auf einem Radweg wegen einer Bodenwelle bei hohem Tempo gestürzt war.

Bisher kann das Land zwar jährlich rund fünf Millionen Euro für den Bau neuer Radwege und -streifen auf der Fahrbahn ausgeben; ein Programm, um vorhandene Anlagen zu sanieren, gab es bisher aber nicht.

Lichtenberg ist ein positives Beispiel

Die Bezirke könnten mit dem Geld, das ihnen der Senat global überweist, auch Radwege bauen und sanieren, doch nur die wenigsten machten dies auch, klagt Koch. Ein positives Beispiel sei Lichtenberg, während etwa Schöneberg-Tempelhof oder Neukölln wenig für die Radfahrer übrig hätten.

Alte asphaltierte Radwege haben inzwischen oft extrem viele Schlaglöcher. Sind die Radwege mit Klinkersteinen ausgestattet – wie zum Beispiel an der Lietzenburger Straße in Schöneberg – haben Baumwurzeln die Steine oft in die Höhe gedrückt, so dass „Rüttelpisten“ mit erheblicher Sturzgefahr entstanden sind. Oft bremsen auch die aus Kostengründen nicht mehr zurückgeschnittenen Pflanzen an den Seiten die Fahrt auf den Radwegen.

Keine regelmäßige Kontrollen bei Radwegen

Eine regelmäßige Kontrolle über den Zustand der Radwege gebe es nach seinen Kenntnissen nicht, sagte Koch, der auch der Fahrradbeauftragte des Senats ist. Die Behörden seien hier auf Hinweise angewiesen.

Anders sieht es bei den Straßen aus. Autobahnen und Bundesstraßen werden nach Angaben von ADAC-Justitiar Ralf Wittkowski fast täglich kontrolliert, wichtige Stadtstraßen etwa im Wochenrhythmus. In Wohnstraßen seien die Abstände dagegen größer.

10 Millionen Euro sind nötig

Stellen die Kontrolleure einen Schaden fest, müssen sie darüber Buch führen, das fast den Charakter einer Urkunde habe, sagte Wittkowski. Werde ein Auto beim Überqueren eines Schlagloches beschädigt, zeige ein Blick in das Kontrollbuch, ob der Schaden offiziell bekannt gewesen und nicht beseitigt worden war. In diesem Fall seien die Chancen bei einer Schadenersatzklage gut. War der Schaden aber nicht protokolliert, sieht es anders aus. Niemand könne erwarten, dass eine Straße oder ein Radweg jederzeit völlig in Ordnung sei.

Die eine Million für die Sanierung könne aber nur ein Anfang sein, sagt Benno Koch. Erforderlich wären etwa zehn Millionen Euro im Jahr. Doch davon ist die selbst ernannte Fahrradstadt Berlin noch weit entfernt.

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