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Berlin: Landessportbund weist Forderung der Grünen nach finanzieller Beteiligung zurück: "Sicherheit ist Staatsauftrag"

Fussballverband und Landessportbund in Berlin weigern sich vehement, für Polizeieinsätze an den Stadien zu zahlen. "Die Bürger haben das Gewaltmonopol an den Staat abgetreten, der seine Aufgaben aus Steuergeldern finanziert", sagte Norbert Skowronek, Direktor beim Landessportbund gestern.

Fussballverband und Landessportbund in Berlin weigern sich vehement, für Polizeieinsätze an den Stadien zu zahlen. "Die Bürger haben das Gewaltmonopol an den Staat abgetreten, der seine Aufgaben aus Steuergeldern finanziert", sagte Norbert Skowronek, Direktor beim Landessportbund gestern. Skowronek reagierte damit auf einen Vorschlag der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Renate Künast, die Kosten für die Sicherheit bei Fussballspielen nicht auf die Steuerzahler abzuwälzen, sondern die Vereine dafür zahlen zu lassen.

Diese übernehmen nach Skowroneks Ansicht aber bereits ihren Anteil für die Sicherheit in den Stadien. So zahlt beispielsweise Hertha BSC bei jedem Spiel rund 250 000 Mark für Genehmigungen, Mieten sowie für Sicherheitskräfte und Ordner. Diese beobachten die Blöcke, entfernen Krakeeler und greifen bei Pöbeleien ein. "Erst wenn es zu Gesetzesverstößen kommt, ist die Polizei gefragt", sagte Skowronek. Den Vorwurf Künasts, dass die Fussballergehälter ins Unermessliche stiegen und die "negativen Kosten" auf die Öffentlichkeit abgewälzt würden, lässt Skowronek nicht gelten. "Wenn Hertha im internationalen Fussball mitspielen will, muss sie auch mitzahlen", sagte er. Zudem investiere der Verein einen großen Teil der Einnahmen in die Jugendarbeit. Falls die Vereine künftig die Polizeieinsätze zahlen sollten, werde einfach jede Berliner Sportveranstaltung als "Demonstration der Leistungsgemeinschaft und Lebensfreude" angmeldet. "So wird ja auch der Berlin-Marathon verstanden", sagte Skowronek.

Auch Hertha-Geschäftführer Ingo Schiller ist der Ansicht, dass sein Verein genug leiste, um die Sicherheit im Stadion zu gewährleisten. "Die Lasten sind gerecht verteilt, daran sollte man nicht rütteln", sagte er. Anders sieht das Eberhard Schönberg von der Gewerkschaft der Polizei. "Wir haben bei jedem Toppspiel zwischen 300 und 350 Polizisten im Einsatz, das ist nicht nur teuer, sondern bedeutet auch zahlreiche Überstunden", sagte Schönberg. Zwar müsse die Polizei im Stadion präsent sein. "Die Verkehrsregelung und die Sicherheit vor dem Stadion müssten aber anteilig vom Verein bezahlt werden", fordert der Gewerkschafter. So sicherten beispielsweise bei jedem Spiel etwa 70 Beamte die U-Bahnhöfe und Züge. Allein dieser Einsatz koste jährlich rund vier Millionen Mark.

Rückendeckung bekommen die Berliner Sportvereine unterdessen von der Senatsinnenverwaltung. "Die Polizei übernimmt im Stadion und davor einen staatlichen Auftrag, den sie sich nicht bezahlen lassen kann", sagte Stefan Paris von der Innenenverwaltung. Nur die Polizei besitze die rechtlichen Möglichkeiten, bei Panik oder Schlägereien einzugreifen. "Ordnungskräfte können und dürfen dies nicht leisten", sagte der Sprecher. Staatssekretär Frank Ebel von der Senatssportverwaltung fügte hinzu, dass der Spitzensport ein Teil des gesellschaftlichen Lebens sei, weshalb der Staat für diese Aktivitäten, an denen sich viele Menschen beteiligten, die Verantwortung trage. "Es wäre das falsche Signal, die Vereine durch höhere Kosten zu belasten", teilte Ebel weiter mit.

Silke Edler

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