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Berlin: Lange Wartezeiten in den Ämtern

Rote Poster mit dem Wort „Streik“ hängen am Montagmorgen um acht am Rathaus Neukölln. Davor stehen etwa 200 Menschen, einige mit Fahnen und Westen der Gewerkschaft Verdi und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Rote Poster mit dem Wort „Streik“ hängen am Montagmorgen um acht am Rathaus Neukölln. Davor stehen etwa 200 Menschen, einige mit Fahnen und Westen der Gewerkschaft Verdi und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Innen im Bürgeramt ist der Warteraum bereits voll besetzt, die ersten „Kunden“ stehen schon auf dem Gang. Eine Frau fragt, wie lange es dauern werde, bis sie an der Reihe sei. „Mindestens eineinhalb Stunden, vielleicht aber auch drei Stunden“, ist die Antwort.

Neben Angestellten in Bezirksämtern streiken auch Erzieherinnen in städtischen Kindertagesstätten und an Grundschulen mit Horten in städtischer Hand. Viele Eltern stehen vor verschlossenen Türen. „Es ist ganz schwierig, die Kinder an Streiktagen unterzukriegen“, sagt Niki Sarantidou, eine betroffene Mutter. Zwei ihrer Kinder besuchen eine städtische Kita in Charlottenburg. Für zwei der vier Streiktage habe sich ihr Mann Urlaub genommen, die anderen beiden Tage würden die Kinder privat betreut. In ihrer Kita, einem Integrationskindergarten, seien manche Eltern noch schlimmer betroffen, erzählt sie. „Geistig und körperlich behinderte Kinder können nicht einfach in eine Notkita oder zu einer Kinderfrau gehen.“ Die Eltern dieser Kinder hätten meist keine andere Möglichkeit, als Urlaub zu nehmen.

Auch Burkhard Entrup, Landeselternsprecher für Kitas, beschreibt die Lage der Eltern als dramatisch. Die häufigen Streiks brächten gerade junge erwerbstätige Mütter in Bedrängnis, die auf die Kinderbetreuung angewiesen seien. „Wenn die dauernd Urlaub nehmen, sind sie ihren Job los“, sagt Entrup. Die Forderungen der Gewerkschaften hält er für berechtigt. In den Horten an Grundschulen war die Lage laut Bildungsverwaltung unterschiedlich. In manchen Häusern seien alle Erzieherinnen in Streik getreten, es habe jedoch Notdienste gegeben.

Auch über 1000 angestellte Lehrer streikten laut GEW. Besonders betroffen waren die Berufsschulen. So streikten an der Wittenauer Ernst-Litfaß-Schule etwa 20 Lehrer. 120 Unterrichtsstunden seien dadurch am Montag ausgefallen, rechnet Schulleiter Peter-Michael Rulff vor. Die Schule habe nur 33 Beamte, aber 53 Angestellte. „Deshalb sind wir besonders im Fokus“, sagt Rulff. Florian Ernst

Florian Ernst

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