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Berlin: Laufstarker Kioskverkäufer

Berlin Mitte, 8.30 Uhr.

Berlin Mitte, 8.30 Uhr. Menschenleer präsentiert sich die Friedrichstraße am Samstagvormittag. Zur frühen Schicksalsstunde der Fußball-Nation scheinen nur diejenigen Haus und Fernsehgerät verlassen zu haben, die unbedingt müssen. Eine Frau bleibt vor dem Tagesspiegel-Bildschirm am Kiosk „Media-Center“ im Kulturkaufhaus Dussmann stehen und verfolgt die ersten Minuten des WM-Achtelfinalspiels Deutschland-Paraguay. „Ich hätte mir das Spiel gerne angesehen, aber ich muss zur Arbeit“, sagt sie und geht weiter – die deutsche Nationalelf muss ohne ihren Beistand auskommen.

Bei Hanardoust Zubair, dem Mann hinter der Kiosk-Theke, läuft das Geschäft an diesem Morgen schleppend an. Im Laden kann der 30-jährige Exilafghane nur den Spielkommentar hören. Sobald es spannend wird, läuft er hinaus um die Ecke, ein Auge auf dem Fernsehbild, das andere durch die Fensterfront auf den Eingang gerichtet.

Die Putzfrauen, die das Kulturkaufhaus seit 3 Uhr früh auf Vordermann gebracht haben, gehen in den Feierabend. Freundlich grüßen sie den Kioskverkäufer, ohne auf das Spiel zu achten. „Ach, Fußball“, winkt eine von ihnen lachend ab. Hanardoust Zubair zeigt dagegen Laufstärke. Sobald jemand den Kiosk betritt, steht der Verkäufer auch schon wieder hinter der Theke. An Spielunterbrechungen ist er gewöhnt. „Zu Hause habe ich eine zweijährige Tochter. Die lässt mich kaum ein WM-Spiel in ganzer Länge sehen“. Doch schließlich kommt es auf die Tore an. Und beim entscheidenden 1:0-Treffer in der 88. Minute ist Zubair in Sekundenschnelle wieder vor der Tür und kann zumindest die Wiederholung des deutschen Siegtores mit eigenen Augen sehen. wie

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