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Berlin: Lebendige Geschichte

Die Berliner Zeitzeugenbörse feiert zehnjähriges Bestehen

Ein Schüler der 12. Klasse will ein Referat zur Berliner Luftbrücke von 1948 halten. Bis Sonntag müsse er sich gedulden, sagt Ingeburg Seldte. „Dann haben wir ihm einen Zeitzeugen vermittelt.“ Seldte ist Gründerin der Berliner „ZeitZeugenBörse“. Und ihr Verein feiert den zehnten Geburtstag.

„Die Jungen suchen uns auf, wir Alten fühlen uns dadurch bestätigt“, sagt die 83-Jährige. Das Gefühl, noch gebraucht zu werden, mache sie ganz stolz. Dokumentationsfilme, Bücher, Broschüren, Vorträge und Schulbesuche – die Zahl der Projekte, die sie und ihre rund 40 Mitarbeiter in den letzten zehn Jahren bearbeitet haben, kann sie gar nicht mehr zusammenzählen. So viele seien es gewesen. Bis nach Kalifornien und Taiwan habe sich die Berliner Zeitzeugenbörse herumgesprochen. Und es sind nicht nur Journalisten, die sie in den letzten zehn Jahren aufgesucht hätten. „Wir haben auch schon renommierten Historikern unsere Leute vermittelt“, sagt Seldte. Adressen von über 200 Zeugen sind im Dateikasten gespeichert. Der Älteste unter ihnen sei über 100 Jahre alt.

In einer Festschrift würdigte Angela Rückert-Dahm vom Bundesbildungsministerium die Börse als „gelungenes Konzept“. Sie erfülle eine wichtige soziale Aufgabe. Professr Clemens Tesch-Römer hob hervor, dass Erzählungen aus erster Hand durch nichts zu ersetzen seien. Junge Menschen lernten, die Generation ihrer Großeltern besser zu verstehen. Zugleich ermuntere sie alte Menschen, sich weiter zu qualifizieren. Seldte kann das bestätigen: „Durch unsere Arbeit lernen wir, so manche zimperliche Art von uns alten Menschen besser zu ertragen.“

Infos bei der ZeitZeugenBörse, Eberswalder Straße 1, 10437 Berlin, Tel. 030/ 44 04 63 78

Felix Lee

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