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Berlin: Lehrlinge restaurieren Musterpavillon von Bruno Taut. Das Reformprojekt wurde nie fertig gebaut

Das Kleinod liegt versteckt auf dem Gelände des Schulgartens der Neuköllner Carl-Legien-Berufsschule. Neben einem Ziergarten und Gewächshäusern steht - von Gerüsten umgeben und mit einem Schutzdach versehen - ein Musterpavillon des Berliner Architekten Bruno Taut.

Das Kleinod liegt versteckt auf dem Gelände des Schulgartens der Neuköllner Carl-Legien-Berufsschule. Neben einem Ziergarten und Gewächshäusern steht - von Gerüsten umgeben und mit einem Schutzdach versehen - ein Musterpavillon des Berliner Architekten Bruno Taut. Nach dem Vorbild des 1928 errichteten Flachbaus sollte in den 30er Jahren ursprünglich eine ganze Schule entstehen. Daraus wurde nichts, das Architekturmodell in Orginalgröße geriet in Vergessenheit.

Nun sind Lehrlinge dabei, es wieder herzurichten. Die Sanierung ist ein Projekt des Bildungsverein Bautechnik, eines Zusammenschlusses von Verbänden und der IG Bau, der auch die Sanierung einer Fassade der Bauakademie Karl Friedrich Schinkels vorantreibt, ebenfalls mit Azubis. "Mit den Sanierungsarbeiten tragen wir zur Rettung eines Baudenkmals bei. Zugleich sind die Arbeiten Lehrinhalte", sagte die Geschäftsführerin des Vereins, Angelika Thormann, gestern bei der Vorstellung der Arbeiten.

Der Pavillon, ein Flachbau mit Oberlichtern, einem zentralen und mehreren Nebenräumen war von Taut als helles und zur Natur offenes Klassenzimmer geplant, das mit der Tradition der preußischen Unterrichtskasernen brach. Es sollte zum Schulkonzept des Reformpädagogen Fritz Karsen gehören. Die Einheitsschule, die Taut plante, hätte aus etlichen solcher Pavillons bestanden.

Tatsächlich wurde der Bau jahrelang als Lagerraum und Hausmeisterwohnung genutzt. Er verfiel immer weiter, 1986 wurde er vom Bauamt gesperrt, erst 1990 unter Denkmalschutz gestellt. Als der Pavillon 1998 zum Studienobjekt von Architekturstudenten der Technischen Universität (TU) wurde, war der Dornröschenschlaf vorbei. Die TU leistete Vorarbeiten für die zur Zeit laufende Sanierung. Zwei der ehemaligen TU-Studenten, die ihre Abschlussarbeiten über den Pavillon schrieben, betreuen die Arbeiten heute als Architekten. Unter Anleitung eines vom Bildungsverein Bautechnik bezahlten Hochbaumeisters haben drei Maurerlehrlinge der Fachgemeinschaft Bau und ein halbes Dutzend Betonbaulehrlinge vom Oberstufenzentrum Spandau alte Wände aufgebrochen, Fenster nach den Plänen Tauts wieder hergestellt, Stahlträger eingezogen und Fußböden erneuert. Dabei sei es auch darum gegangen, historische Bautechniken zu vermitteln. Wer am Potsdamer Platz Neubauten hochziehe, komme damit nicht in Berührung, sagte Wolfgang Rüger von der Fachgemeinschaft. Bei der Sanierung alter Gebäude in der Stadt seien die Techniken aber gefragt.

Für die Kosten der Sanierung - rund 350 000 Mark - kommt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf. Ohne die Arbeit der Lehrlinge und die Leistungen des Bildungsvereins wäre die Sanierung mit schätzungsweise 550 000 Mark viel teurer gekommen. Noch stehen Putzarbeiten aus, im Sommer soll der Pavillon fertig saniert sein. Seine zukünftige Nutzung liegt im Sinne Tauts. Es soll Schülern der Carl-Legien-Schule als Klassenraum dienen.

tob

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