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Berlin: "Leitkultur": Was Türken zur Leitkultur in Deutschland sagen

"Was ist eine Leitkultur?" fragte die Tageszeitung Türkiye am Freitag in einer Überschrift .

"Was ist eine Leitkultur?" fragte die Tageszeitung Türkiye am Freitag in einer Überschrift . Das rechts-nationale Blatt reagierte am heftigsten auf die angebliche Assimilationspolitik der CDU, wie es der Vorsitzende der Dachorganisation "Türkische Gemeinde" mit Sitz in Hamburg gegenüber der Türkiye formulierte. Der Text gab dann schließlich Zitate von Politikern wieder, die diese Formulierung ablehnen und sich gegen die Absicht der CDU aussprechen, das Thema Ausländer zum Wahlkampfthema zu machen.

"Eine tolerante offene Gesellschaft ist ein Muss", wurde Kurt Biedenkopf aus der Heilbronner Stimme zitiert. Und weiter: "Jeder Mensch hat das Recht, seine eigene Kultur zu bewahren und stolz darauf zu sein." Aus der Frankfurter Rundschau wurde Rita Süssmuth zitiert: "Migration bedeutetet gegenseitige Bereicherung." Von Heiner Geislers "Widerstand" gegenüber Friedrich Merz Äußerungen wurde ebenfalls berichtet. Auch die anderen Zeitungen empörten sich. Die Hürriyet zitierte dazu die diesjährige Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Assia Djebar: "Sie verlangen, dass die Ausländer ihre Kultur leugnen." In der Bildunterschrift zu ihrem Foto tauchte folgende Formulierung auf: "Die Deutschen sagen, werdet wie wir."

Dass dies nicht gehe, hat laut Hürriyet und Milliyet vom Freitag der Regierungsbeauftragte für die Belange der Türken im Ausland, "Sükrü Sina Gürel, in der vergangenen Woche dem Berliner Schulsenator Klaus Böger gesagt. Die Hürriyet hat Gürel mit den Worten zitiert: "In der Erziehungsfrage sind wir mit den Deutschen nicht einer Meinung." Er mache sich beispielsweise Sorgen, weil der Berliner Senat den Türkischunterricht vernachlässige. Gleichzeitig habe Gürel versprochen, dass er sich dafür engagieren werde, dass die türkischen Kinder von klein auf Deutsch lernten.

In der Diskussion um den islamischen Religionsunterricht sei er mit Böger einer Meinung, hieß es in dem Hürriyet-Artikel: "Wir können uns nicht in die Entscheidungen der Deutschen im Schulwesen einmischen. Aber im Islam gibt es keine Organisation, die alle Moslems repräsentiert... . Die Türken haben ein anderes Verhältnis zur Religion. Sie können deshalb türkische Kinder nicht zwingen, mit Kindern aus anderen islamischen Ländern an dem gleichen Religionsunterricht teilzunehmen." Die Äußerungen von Gürel bedeuten, dass der Senat den Religionsunterricht nicht der Islamischen Föderation überlassen solle. Vielmehr will der türkische Staat in Gestalt des Generalskonsulats den Religionsunterricht für türkische Kinder in türkischer Sprache selbst erteilen, um so den wachsenden Islamismus unter "seinen Leuten" zu verhindern.

Laut Milliyet traf sich der Politiker bei seinem Besuch in der vergangenen Woche in Berlin auch mit türkischen Studenten in den Räumen des Türkischen Kulturzentrums, wo auch der türkische Botschafter, Osman Korutürk, und der türkische Generalkonsul, As¤m Temizgil, anwesend gewesen seien. Die Studenten hätten um Arbeitsplätze in der Türkei gebeten und von ihren Sorgen und Nöten beispielsweise mit dem Bafög-Amt erzählt. Bei der Diskussion um die Leitkultur-Debatte in den türkischen Zeitungen war die Botschaft an die jungen Leute eindeutig: Lernt Deutsch, seid erfolgreich, aber um Himmelswillen bleibt Türken, denn die Türkei braucht Euch.

Suzan Gülfirat

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