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Alles rot. Jetzt kann jeder nachlesen, was Sarrazin geschrieben hat.

© Davids

Leserstimmen: Schlag nach bei Sarrazin

Schon vor dem offiziellen Start steht das Buch "Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen", über das alle reden, in den Regalen. Was sagen die ersten Leser?

Der Handel hat schnell reagiert: Bevor Thilo Sarrazin sein Buch am kommenden Montag offiziell der Öffentlichkeit vorstellen konnte, wurden seinem Werk die besten Plätze freigeräumt. Bei Hugendubel in der Tauentzienstraße kommt kein Kunde an der Pyramide aus den roten Sarrazin-Bänden vorbei. Manche greifen spontan zu, andere blättern eher verschämt in den 464 Seiten. „Ich interessiere mich sehr für das Thema Migration“, sagt Natascha Bugarshi, die schnurstracks zugegriffen hat. „Schließlich bin ich selbst Migrantin. Was Sarrazin sagt, ist sonst tabu. Viele denken wie er, haben nur nicht den Mut, es laut auszusprechen.“ In vielen Punkten habe Sarrazin recht, sagt die Frau aus Serbien und verweist auf das Zitat aus dem Buch: „Es wächst eine weitgehend funktions- und arbeitslose Unterklasse heran“.

„Die Kritiker von Thilo Sarrazin sind Gutmenschen“, findet ein 73-Jähriger, der sich mit dem Buch auf ein Lesesofa im Laden zurückgezogen hat. „Die Menschen ignorieren die Realität. Was Sarrazin sagt, hat Hand und Fuß – aber das hört man ja nicht gern.“ Das Niveau der Schulbücher sinke, Schüler könnten keine Textaufgaben mehr lösen, teilweise nicht mal lesen. Die Aufregung um die Aussage, dass Migranten mehr kosteten als sie einbrächten, verstehe er nicht. „Deutschland kann nicht nur Migranten aus der untersten Schublade aufnehmen, wir sollten wie in Kanada stärker selektieren.“

„Die Kritik an Thilo Sarrazin ist nicht gerechtfertigt“, findet auch eine 72-jährige ehemalige Krankenschwester, die nach dem Buch greift. „Sarrazin hat völlig zu Recht eine Diskussion angefacht, die leider schon wieder völlig am Thema vorbeiläuft.“ Es gehe nicht darum, ob er aus der SPD geworfen werden müsse. Das lenke nur von der Debatte um Migration und Bildung ab. Auch die Kritik des Neuköllner Bürgermeisters Heinz Buschkowsky, Sarrazin habe als Finanzsenator selbst nicht die nötigen Projekte gefördert, sei falsch. „Er hatte gute Gründe dafür. Die Projekte sind zu großen Teilen Unsinn. Integration muss man nicht nur fördern, sondern auch einfordern – wenn es sein muss, auch mit einem gewissen Zwang.“ Richterin Kirsten Heisig – deren Buch gleich neben der Sarrazin-Pyramide liegt – habe ja bewiesen, dass die Integration jugendlicher Migranten misslungen sei.

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