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Flop: Polizisten und Politessen vom Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten fallen durch besonders viele Abwesenheitszeiten aus.

© ddp

Beamten-Fehlzeiten: Lichtenberger Ämter am besten besetzt

Immer mehr Landesbedienstete sind immer länger krank – auch eine Folge der Überalterung des öffentlichen Personals. In Lichtenberg ist die Situation noch am besten.

Landesbedienstete fehlen immer öfter im Dienst, weil sie krank sind oder ihre kranken Kinder betreuen müssen. Die durchschnittliche Abwesenheit vom Arbeitsplatz aus diesen Gründen ist länger als ihre Urlaubszeit. Die gute Nachricht ist: Die Bezirksverwaltungen sind mit einer Fehlzeitenquote von 21,7 Prozent besser besetzt als die Senats- und Hauptverwaltungen (22,7 Prozent). In Lichtenberg fehlen die Mitarbeiter des Bezirks am seltensten (20,2 Prozent), in Tempelhof-Schöneberg am häufigsten (23,1 Prozent).

Dies geht aus dem ersten Bericht über die Abwesenheit der Beschäftigten im Landesdienst hervor, den Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für die SPD) – wie berichtet – am Mittwoch veröffentlicht hat. Öfter noch als Männer bleiben Frauen ihren Arbeitsplätzen in den Bezirken fern: Und auch die weibliche Fehlzeitenquote führt der Bezirk Tempelhof-Schöneberg mit 24,7 Prozent an, das sind fast fünf Prozent mehr als bei Männern im selben Bezirk (20 Prozent).

Allerdings warnen Experten davor, ein Pauschalurteil über Fehlzeiten zu fällen – ohne Rücksichtnahme auf die familiären Besonderheiten oder die ausgeübten Tätigkeiten. So sind Frauen vor allem deshalb häufiger abwesend, weil meistens die Mutter und nicht der Vater das kranke Kind hütet: in neun von zehn Fällen. Auch gibt es „deutschlandweit einen überdurchschnittlichen Krankenstand bei Mitarbeitern der Müllbeseitigung oder der Straßenreinigung“, sagt Helmut Schröder, stellvertretender Chef des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, das sich auf Daten von knapp zehn Millionen Beschäftigten in Deutschland stützen kann. Krank machten hier die hohe körperliche Arbeitsbelastung und die vielen Außeneinsätze bei jeder Witterung.

Der Blick auf die Berliner Statistik, die die Mitarbeiter der BSR nicht erfasst, bestätigt dies: Polizisten und Politessen vom Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten haben überdurchschnittliche krankheitsbedingte Abwesenheitszeiten, ebenso wie die Mitarbeiter des Fischereiamtes – allesamt Bedienstete also, die einen Großteil ihrer Arbeitszeit der Witterung ausgesetzt sind. Im Fall der Ordnungsbehörden kommen noch besondere Belastungen hinzu: weil sie Ermahnungen und Verwarnungen aussprechen und so oft dem Ärger der Betroffenen ausgesetzt sind.

Überraschend ist dagegen die überdurchschnittlich hohe Abwesenheitsquote im Stellenpool des Senats (25,9 Prozent), die sogar noch die der stark belasteten Polizeibeamten übertrifft. Im Stellenpool werden Mitarbeiter verwaltet, die wegen Umstrukturierungen ihren Job verlieren und sich auf wechselnden „Übergangsarbeitsplätzen“ bewähren müssen. Keine gesundheitsfördernde Situation, wie die Vorsitzende des Hauptpersonalrats des Landes, Benita Hanke, sagt. Zudem landeten viele Bedienstete mit lang anhaltenden Krankheiten in dem Stellenpool.

Allerdings weisen Hanke und AOK-Forscher Schröder auf die Grenze der Aussagekraft der Erhebung hin: „Es gibt bisher keine Statistik über Fehlzeiten, die mit dieser vergleichbar ist.“ Auch in der freien Wirtschaft würden Fehlzeiten nur anhand ärztlicher „Krankschreibungen“ erhoben, die Mitarbeiter erst nach dreitägiger Abwesenheit vorlegen müssen. Dagegen erfasst der Senat alle Fehlzeiten.

In einem Punkt allerdings legt die Statistik aus Sicht des Personalrats einen wunden Punkt offen: Das Durchschnittsalter der Behördenmitarbeiter steigt, weil Stellen nicht neu besetzt werden und nur noch selten junge Berufseinsteiger nachrücken. Größere krankheitsbedingte Ausfälle sind die natürliche Folge . „Ältere Arbeitnehmer sind zwar nicht so oft krank wie jüngere, aber dafür länger“, sagt AOK-Forscher Schröder.

Zur Lösung der Probleme ziehen Finanzsenator Nußbaum und der Personalrat an einem Strang: Das Land will prüfen, „wie wir die Arbeitssituation verbessern können“, sagt Nußbaum. Und Personalrätin Hanke weist auf das „Gesundheitsmanagement“ hin, das die Arbeitsfähigkeit insbesondere älterer Landesbediensteter verbessern soll. Das befinde sich derzeit noch im Aufbau.

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