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Berlin: Liebesgrüße aus dem Café Moskau

Von Lothar Heinke Na endlich! Wir hatten schon unsere Zweifel, ob das „Moskau“ im neuen Teil der Karl-Marx-Allee jemals aus seinem Dornröschenschlaf erwacht.

Von Lothar Heinke

Na endlich! Wir hatten schon unsere Zweifel, ob das „Moskau“ im neuen Teil der Karl-Marx-Allee jemals aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Nun kommt ein Prinz ns „Beka-Komplex Thesing & Zschoge GmbH“ und mietet das zweigeschossige Haus mit der einst sehr beliebten Restaurantlandschaft bei der Treuhandliegenschaftsgesellschaft TLG. Die neuen Betreiber sanieren das Gebäude, um noch in diesem Jahr im „Moskau“ Messen, Tagungen, Ausstellungen und Informationsveranstaltungen zu organisieren oder die Räume zu vermieten.

Bis vor kurzem war das Lokal nurmehr ein Ärgernis. Auf den hohen Fenstern, die von innen verhängt waren, lag eine dicke Staubschicht. Graffitti-Sprüher hatten sich an dem von allen Geistern verlassenen Ruinengrundstück ausgetobt, das einstige Flaggschiff der Allee-Gastronomie war gestrandet, und unter der Last von Denkmalschutz und Restitutionsansprüchen nur schwer vermittelbar.

Dabei war das etwas zusammenhanglos in die Allee gestellte Ensemble rund um das Kino „International“ zu DDR-Zeiten ein stark frequentierter Komplex auf halbem Weg vom Strausberger Platz zum Alex. Da stand das Hotel „Berolina“ vor der (heute wieder ganz quirligen) Mokka-Milch-Eis-Bar. Ein großer Blumenladen war besser bestückt als jedes andere Geschäft der Flora-Branche, in einem Kunstpavillon wurde mancher Berlin-Besucher ebenso fündig wie in einem Parfümerie- und Modeladen – diese Geschäfte stehen heute leer und verbreiten eine Tristesse, die sich leider im alten Teil der Allee hier und da fortsetzt.

Im „Moskau“ konnte man nicht nur russische Gerichte essen, an der Natascha-Bar einen ordentlichen Mocca trinken, im oberen Tanzcafé Damen oder Herren kennen lernen, um dann für den Rest in der Nachtbar im Keller zu versumpfen. Wer keine Krawatte am Hals hatte, kam hier nicht rein, in der nächtlichen Hauptstadt musste es geschniegelt und gebügelt sein – Dienstreisende und Gäste aus West-Berlin kannten die Sitten in dem Vergnügungsetablissement, das die Kette der Nationalitätengaststätten „Budapest“, „Warschau“ und „Bukarest“ in der Karl-Marx-Allee ergänzte.

Architekt Josef Kaiser, der auch das Hotel und das Kino gegenüber entworfen hatte, setzte dem „Moskau“ eine etwas mickrige Silberkugel über den Eingang. Sie stellt den „Sputnik“ dar und hat die vielen Jahre ebenso überdauert wie Bert Hellers Mosaikwandbild am Eingang mit Szenen aus Leben und Landschaft der „Großen Ruhmreichen“.

Das wird nun alles von der Treuhand, die das Haus seit seiner Schließung vor acht Jahren verwaltete, gereinigt und ansehnlich gemacht. Für das Innenleben ist die Beka zuständig. „Wir reanimieren dieses schöne Gebäude, aber verändern wenig, zumal das Ganze unter Denkmalschutz steht“, sagt Beka-Chef Wolfgang Höcherl. Seine Firma vermietet Räume für Tagungen, Ausstellungen, Tauschbörsen, aber auch für Familienfeiern. So etwas soll nun auf den 2500 Quadratmetern im „Moskau“ stattfinden. In einer Etage wird es den ursprünglichen transparenten Stil vom Anfangsjahr 1962 geben, parterre mehr den von 1982 – vor zwanzig Jahren war das Restaurant schon einmal umgebaut worden. Im September soll das „Moskau“ empfangsbereit sein – aber nicht zu Speis und Tanz. Nicht einmal ein Restaurant wird’s geben. Und Kaffee nur „im Rahmen von Veranstaltungen“.

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