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Berlin: Losgelassen

Von Bernd Matthies Wir hatten uns Klaus Landowsky irgendwie kämpferischer vorgestellt. Täglich, so dachten wir, würde er die Zeitungen nach Ansatzpunkten durchkämmen, mit alten Kletterkameraden telefonieren und gewohnheitsmäßig nach den Schalthebeln der Macht suchen, geschüttelt von drastischen Entzugserscheinungen.

Von Bernd Matthies

Wir hatten uns Klaus Landowsky irgendwie kämpferischer vorgestellt. Täglich, so dachten wir, würde er die Zeitungen nach Ansatzpunkten durchkämmen, mit alten Kletterkameraden telefonieren und gewohnheitsmäßig nach den Schalthebeln der Macht suchen, geschüttelt von drastischen Entzugserscheinungen. Steffel! würde er in Fieberträumen stöhnen, Steffel, gib mir meine Koalitionen wieder!

Wie man sich einen gefallenen Politiker so vorstellt. Doch was ist die Wahrheit? „Ich habe keine Entzugserscheinungen“, diktiert er aus der fernen Steiermark einer Journalistin in den Block, feiert am Sonntag gelassen seinen 60.Geburtstag und scheint nicht einmal darüber traurig zu sein, dass die Partei ihm keinen ausgibt, keine Fete stiftet mit Bier und Bouletten und Brigitte Grothum und Heidi Hetzer und Günter Pfitzmann und Udo Walz und den Freunden der Nationalgalerie. Freilich sind solche Feste gegenwärtig ohnehin ziemlich riskant, weil immer gleich die erregten Gesinnungspolizisten von „Attac“ über den Gartenzaun winken, um der Globalisierung auch total lokal die gebührende Abfuhr zu erteilen.

Landowsky aber bleibt kühl. Alles im grünen Bereich! sagt er, ich sehne mich nicht zurück. Doch wir warten vergebens auf Enthüllungen in eigener Sache, wie war das denn damals? Nein: „Ich habe losgelassen.“ Na, endlich: Nun wissen wir wenigstens, warum sich die Bankgesellschaft im freien Fall befindet. Er hätte sie besser festhalten sollen.

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