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Berlin: Love Parade: Auf alle Fälle Party!

Der Wirtschaftssenator hat sich ja schon entsprechend vernehmen lassen, auch die bestallten Tourismusförderer Berlins stimmten ins Wehklagen ein: Der Streit um die Love Parade schade dem Image Berlins. Nun meldet sich erstmals auch die Szene zu Wort, der das große Techno-Fest recht eigentlich entspringt: die Berliner Clubs, Diskotheken und Partyveranstalter.

Der Wirtschaftssenator hat sich ja schon entsprechend vernehmen lassen, auch die bestallten Tourismusförderer Berlins stimmten ins Wehklagen ein: Der Streit um die Love Parade schade dem Image Berlins. Nun meldet sich erstmals auch die Szene zu Wort, der das große Techno-Fest recht eigentlich entspringt: die Berliner Clubs, Diskotheken und Partyveranstalter.

Sie haben sich in einem Verband zusammengeschlossen, der "Club Commission" mit gegenwärtig 41 Mitgliedern und dem Anspruch, die Interessenvertretung auch für alle übrigen zu sein, und sie müssen ebenfalls feststellen: "Das bunte, kreative Image Berlins leidet enorm." So Sascha Wolf, der Pressesprecher der Club Commission. Er berichtet von "nervenden Anrufen aus aller Welt", von Leuten, die wissen wollen, was denn nun sei mit der Parade. Wo und wann sie stattfinde, und was da eigentlich abgehe in der deutschen Hauptstadt, wo die Parade bisher bekanntlich immer am zweiten Juliwochenende über die Bühne ging. Nun aber auf den 21. Juli verschoben werde - oder?

Eine Antwort können Wolf oder Marc McGuire, der Geschäftsführer der Club Commission, dann freilich nicht geben. Über Ort und Termin der Love Parade ist weiterhin nicht entschieden. "Die Sache läuft aus dem Ruder", sagt Wolf. Der Streit um das "größte, schönste, friedlichste Fest, das es in Europa gibt" sei ein "klares Beispiel für Missverständnisse und Missmanagement".

Damit aber wollen sich die Clubs nun nicht mehr zufrieden geben. Nachdem sie lange geschwiegen und, so Wolf, den Streit mit Bedauern verfolgt haben, finden sie es an der Zeit, etwas Vernunft in die verfahrene Diskussion zu bringen. Auch Verantwortung zu übernehmen als diejenigen, aus deren Clubs und Partys die Bewegung hervorging, die zur Love Parade führte, und in deren Clubs die Werte dieser Bewegung noch immer ihren lebendigsten Ausdruck finden: Freiheit, Toleranz, Gastfreundschaft und gemeinsame Freude.

Eine "Declaration of Berlin" haben sie erarbeitet, und die soll morgen an "alle Botschaften der in Deutschland akkreditierten Nationen mit der Bitte um Weiterleitung an die Außenminister und die Presse" gesandt werden. Die Botschaft: Kommt nach Berlin, am 14., am 21. Juli, kommt und wir werden Euch gute Gastgeber sein!

Die Club-Betreiber rechnen nämlich damit, dass am 14. Juli auf alle Fälle zehntausende von Leuten in die Stadt kommen. Das sei schließlich das Tolle an der Love Parade, dass da nicht nur "verstrahlte Raver" zusammenkommen, sondern auch "höchst konservative und lang planende Menschen". Wer in New York lebt und für den 14. 7. gebucht hat, der soll wissen, es werde auch an diesem Wochenende ein umfangreiches Programm geben. Er solle gern einfach kommen und schauen, was los ist. Und die Club Commission verspricht, er werde nicht umsonst kommen. Eine "wilde Woche" soll es geben vom 14. bis zum 22. Juli, eine friedliche und fröhliche Woche, kurz: eine "Love Week". Neunzig Prozent der Berliner Veranstalter würden sich daran beteiligen, mit Sonderprogrammen, mit Open-Air-Veranstaltungen, mit Club-Tour-Programmen.

Egal, ob die Love Parade nun stattfindet und wann oder eben auch gar nicht. Dabei sind die Clubs unbedingt für die Love Parade. Nicht nur, weil manche kleinere mehrere Monate von den Einnahmen dieses Wochenendes zehren können. Sondern auch, weil sie "das Beste ist, was Deutschland passieren konnte", wie Pressesprecher Wolf sagt. "Dieses Signal, dass hier so gefeiert werden kann!"

Was für die Club Commission aber nicht heißt, dass im Tiergarten gefeiert werden muss. Sie unterstützt ausdrücklich das Anliegen, ihn zu schützen und zu bewahren - und will am 14. Juli an der Demo der Tiergartenschützer teilnehmen.

Holger Wild

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