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Berlin: Lückenhafte Erinnerung

Ex-Senatorin Fugmann-Heesing sagte erneut als Zeugin im Bankenprozess aus

Erst fehlte der früheren Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) die Genehmigung für eine Aussage, nun fehlte ihr oft die Erinnerung. Die Bankgesellschaft sei ein „hoch komplexes System“ gewesen, sagte die einstige Aufsichtsrätin am Montag bei ihrer zweiten Befragung als Zeugin im Untreueprozess gegen Klaus Landowsky und elf weitere ehemalige Bankmanager. Zu den Immobiliengeschäften, um die es seit Juni 2009 vor Gericht geht, konnte sie nichts Konkretes sagen. Die Risiken der Immobilienfonds seien ihr damals aber als „beherrschbar“ erschienen.

Die Staatsanwaltschaft hatte die Vernehmung von Fugmann-Heesing beantragt. Zufrieden aber wirkten die Angeklagten und Verteidiger. Die 55-jährige Zeugin wiederholte mehrfach, dass sie sich an Diskussionen um die Geschäftstätigkeit der IBG, einer Immobilientochter der Bankgesellschaft, nicht erinnern könne. Ob Risiken richtig bewertet wurden, sei immer wieder Thema gewesen. Dies habe aber für sämtliche Geschäfte im Konzern gegolten, sagte Fugmann-Heesing. Solche Debatten seien „etwas Typisches für einen Aufsichtsrat“.

Hintergrund des Prozesses sind zwei sogenannte Rundum-Sorglos-Fonds der IBG, die Mitte der 1990er Jahre aufgelegt wurden. Die Angeklagten sollen laut Anklageschrift bekannte Risiken nicht einkalkuliert und durch überzogene Mietgarantien Schäden für die damals landeseigene Bankgesellschaft in Höhe von insgesamt 58 Millionen Euro verursacht haben. Doch nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum ersten Prozess gegen Ex-CDU-Fraktionschef Landowsky und weitere Manager sieht es schlecht für die Anklage aus. „Machte der Aufsichtsrat Vorgaben für die Geschäftstätigkeit der IBG?“ fragten die Richter. Die Ex-Senatorin, die von 1996 bis 2001 Aufsichtsrätin war, verwies auf ihre lediglich „rudimentären Erinnerungen“. Am Montag soll der ehemalige Daimler-Chef Edzard Reuter als Zeuge befragt werden. Der 82-Jährige war Ehrenvorsitzender im Aufsichtsrat der Bankgesellschaft. Kerstin Gehrke

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