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Berlin: Luxus kommt an

Touristen aus aller Welt entdecken Berlins teure Einkaufsstraßen. Am meisten geben die Russen aus

Seit einer Woche sieht man es. Die Galeries Lafayette in der Friedrichstraße bauen aus. Ende September soll alles fertig sein, dann hat das französische Kaufhaus seine Verkaufsfläche um eine Etage und von 7000 auf insgesamt 8600 Quadratmeter vergrößert. Die Neuausrichtung des Hauses: mehr junge Labels, mehr Modeschöpfer, es darf auch ruhig teuer sein. „Damit reagieren wir auf eine rege Nachfrage“, sagt Thierry Prévost, Direktor der Berliner Galeries. Drei erste Designerlinien sind derzeit im Sortiment, also die Luxuskollektion eines Modehauses und nicht das etwas preiswertere prêtà-porter. Diesen Bereich will Thierry Prévost weiter ausbauen. Mit den Umbauarbeiten hat die deutsche Filiale der französischen Warenhauskette sich aktiv für Berlin entschieden. Die Marktentwicklung war dabei ausschlaggebend. „Wir haben 2004 und 2005 jeweils ein Viertel mehr Umsatz gemacht als im Vorjahr“, sagt Thierry Prévost. Dieses Jahr schreibt das Haus zum ersten Mal schwarze Zahlen.

Damit liegt das französische Kaufhaus im Trend. An den Berliner Luxusmeilen, sei es am Kurfürstendamm, in der Friedrichstraße oder im KaDeWe melden Unternehmer gute Geschäfte – ganz im Gegensatz zum sonstigen Einzelhandel, der seit Jahren mit sinkenden Umsätzen kämpft. Es sind nicht so sehr die Berliner, die plötzlich in Luxus schwelgen: Vor allem Touristen aus dem In- und Ausland tragen ihr Geld in die Shops. In den Galeries Lafayette machen sie 40 Prozent der Kundschaft aus.

Das Quartier 206, dass in der Friedrichstraße Marken wie Celine, Cerruti, Louis Vuitton oder Gucci verkauft, zählt noch mehr Kunden, die zum Shoppen anreisen. 40 Prozent kommen aus dem Ausland, unter den restlichen 60 Prozent deutscher Kunden reisen viele extra nach Berlin, um hier einzukaufen. „Wir haben zweistellige Zuwachsraten“, sagt Sprecherin Angela Contzen. „Es kommen auch immer mehr Kunden aus der ganzen Bundesrepublik.“ Das sind nicht alles Millionäre: Heute gönnen sich auch Normalverdiener Luxus. Früher kleideten sich die wenigen, die es sich leisten konnten, von Kopf bis Fuß teuer ein. Heute ist der so genannte „Crossover“-Stil chic: Ein einfaches Top wird zu einer schlichten Jeans getragen, aber mit einer kostspieligen Luxushandtasche kombiniert.

Unter den ausländischen Touristen liegen die Russen an ersten Stelle des Luxus-Shoppings, sind sich die Unternehmer einig. Laut Berlin Tourismus Marketing hat die Zahl russischer Touristen in den Monaten Januar bis April 2005 sogar noch um 22 Prozent zugenommen. Dann folgen Chinesen, Amerikaner und Japaner. Besonders die Chinesen haben zugelegt, seit die Anreisebedingungen für Privatpersonen im Mai 2004 vereinfacht wurden.

Das zeigt sich auch im KaDeWe. „Noch sind die osteuropäischen Touristen unter den ausländischen Besuchern an erster Stelle. Aber die asiatischen Kunden holen auf“, sagt Sprecherin Petra Fladenhofer. Im Luxusboulevard, den das Haus im Oktober 2004 eröffnet hat, seien von Anfang an 50 Prozent der Kunden ausländische Touristen gewesen.

Am Kurfürstendamm bestätigt auch Cartier den positiven Trend. Margit Bellmann von der Sonia-Rykiel- Boutique ist ebenfalls zufrieden. „Es kommen viele Kunden, wenn große Messen in der Stadt veranstaltet werden.“ Dem Luxustrend entsprechend wird die Beratung immer wichtiger für sie, wenn etwa Kunden kommen und fragen, welches Stück sie diese Saison „brauchen“.

Das steht übrigens gerade in einer aktuellen Modezeitschrift. Anleitung zum Kauf der Fendi-Tasche: sofort losgehen, Kreditkarte zücken und Augen zu wegen Preis-Ohnmachtsgefahr. Das gute Stück kostet nämlich 1250 Euro.

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