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Berlin: Machtwechsel in Berlin: Die "neue Kraft" der Union ist ein Wahlkampf-Talent

Ein derartig rasanter Aufstieg sucht seinesgleichen. Erst vor einem Monat wurde Frank Steffel an die Spitze der Berliner CDU-Fraktion gewählt.

Ein derartig rasanter Aufstieg sucht seinesgleichen. Erst vor einem Monat wurde Frank Steffel an die Spitze der Berliner CDU-Fraktion gewählt. Jetzt soll der 35-Jährige die durch ihre Parteispenden- und Bankenaffäre schwer gebeutelte Union in den Wahlkampf führen. In dem Kandidatenrennen schlug Steffel so bekannte Namen wie Ex-CDU-Bundeschef Wolfgang Schäuble und ehemaligen BDI-Chef Hans-Olaf Henkel aus dem Rennen.

Zum Thema Online Spezial: Machtwechsel in Berlin Dem eloquenten Jungunternehmer trauen Bundes- wie Landes-CDU offenbar am ehesten zu, die Union trotz der Affären wieder zur stärksten Partei in Berlin zu machen und sie zum Wahlsieg zu führen. Auf einem eilig gedruckten Wahlplakat prangt schon "Die neue Kraft - Dr. Frank Steffel".

An Selbstbewusstsein hatte es dem neuen Jungstar der Berliner CDU-Fraktion - stets elegant gekleidet und korrekt gescheitelt - schon vorher nicht gemangelt. Er traute sich ohne Weiteres zu, in die großen Schuhe zu schlüpfen, die sein Ziehvater und Vorgänger an der Fraktionsspitze, Klaus Landowsky, ihm hinterlassen hatte. "Ich habe ein mittelständisches Unternehmen aufgebaut und führe es erfolgreich. Und ich glaube, dass mir das auch mit der Berliner CDU-Fraktion gelingt", sagte er vor der Wahl. Landowsky war vom damaligen Koalitionspartner SPD wegen seiner Verwicklung in die Berliner Affären zum Rücktritt gezwungen worden.

In der Tat füllte Steffel den Platz bisher ganz im Sinne seines Vorgängers aus. Wie Landowsky agiert er als Generalist und sparte in den emotionsgeladenen Zeiten des Koalitionsbruches nicht mit markigen Sprüchen. Seine Verurteilung der Zusammenarbeit des neuen rot-grünen Senats mit der PDS hätte der 58-jährige Landowsky nicht schärfer und populistischer formulieren können: "Das ist ein linker Putsch und ein historischer Sündenfall der SPD", wetterte Steffel. In der Debatte um den Abwahlantrag gegen den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) warf er der SPD Verrat an ihrer eigenen Geschichte, Wahlfälschung und Machtgier vor. Nach dem Sturz Diepgens mit Hilfe der PDS sprach er vom "schwärzesten Tag seit dem Mauerbau".

Der gebürtige Berliner, der in Reinickendorf ein Raumausstattungsunternehmen mit rund 300 Mitarbeitern führt, gilt als ehrgeizig, zuweilen arrogant, aber auch als glänzender Redner und durchsetzungsstark. Einen Machtkampf gegen seinen innerparteilichen Konkurrenten Peter Kurth - bisher Finanzsenator - wies Steffel zurück: "Berichte über meinen persönlichen Ehrgeiz für die Spitzenkandidatur sind völliger Blödsinn." Er dürfte sich wohl wegen seiner Qualitäten als Wahlkämpfer durchgesetzt haben. Im Vergleich zum eher feinsinnigen Kurth, der mit Sachargumenten einen inhaltlichen Wahlkampf führen möchte, ist Steffel der Draufgänger, polarisiert und benennt klar den Feind: Die bevorstehende Machtübernahme der SED-Nachfolgepartei PDS in der einst geteilten Stadt.

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