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Berlin: Männergeschichten

Alanis Morissette, Folkrockprinzessin aus Kanada, tritt in der Arena auf

Zu den undankbarsten Aufgaben des Showbiz gehört das Einheizen. Kaum einer mag die Vorgruppe anhören, oft ist der Sound extra schlecht gemischt, um den Stern des Abends noch heller glänzen zu lassen. Doch es gibt Ausnahmefälle: Van Morrison etwa, nach dessen Auftritt vor – wie hieß er doch nur? – sich die Waldbühne sichtbar leerte. Oder Alanis Morissette, die ihr Berlin-Debüt, wiederum in der Waldbühne, im Sommer 1996 vor Altrocker Neil Young bestritt – doch dabei alles andere als alt aussah. Nicht, dass nach ihrem letzten Song einer gegangen wäre, aber den ersten lauten Jubel des Abends hatte die Folkrockprinzessin aus Kanada verbucht, bevor nur ihr Landsmann sein Holzfällerhemd übergestreift hatte.

Die Menge war wohl schon deswegen dankbar, weil sie zur Eröffnung nicht wie üblich mit zweiter Wahl abgefüttert wurde. 1995 war Alanis Morissette mit dem Album „Jagged Little Pill“ praktisch aus dem Nichts an die Spitze der Charts gestürmt. Gewiss, es gab zwei, drei Dance-Pop-„Kinderalben“, wie sie es später nannte, doch erst die Verbindung mit Madonnas Maverick-Label hatte sie aus der Masse der schnell verglühenden Girlie-Sternchen herausgehoben und zum unverwechselbaren Markenzeichen gemacht. Und dies, obwohl ihre Debüt-Single „You Ought To Know“ wegen der unverblümten Bezeichnung zwischenmenschlicher Aktivitäten bei den US-Sendern auf dem Index stand und nur entschärft, mit dem in solchen Fällen üblichen Beep-Ton gesendet wurde.

Zwei Grammys bescherte ihr die Ode an die Eifersucht. Ein für die zarte Alanis typisches Sujet. Autobiografisches, das mitunter an Seelenexhibitionismus grenzt, steht im Vordergrund ihrer folklastigen Popsongs. „Der Inhalt, den ich kommunizieren will“, hat Priorität, „das kommt vor der Musik“. Gern handeln die Songs von verflossenen Liebhabern, Enttäuschungen, Seelenwunden – oder den Eigenschaften, die ein Mann haben muss, um bei ihr zu landen. Diese exakt „21 Things I Want In A Lover“ eröffneten ihre vor einigen Monaten erschienene CD „Under Rug Swept“, die sie erstmals komplett selbst komponierte und produzierte.

Berlin hat sie mittlerweile mehrfach beehrt, zuletzt zur Echo-Gala Anfang März im ICC. Wegen technischer Probleme eine arge Geduldsprobe: Drei Mal musste sie spielen, erst die dritte Version war halbwegs sendefähig. Wahrscheinlich hat sie heimlich geseufzt: „One Thing I Want In A Micro“. ac

12. August, 20 Uhr, Arena

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