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Berlin: Marzahner Gymnasium prüft Zusammenarbeit mit einer Firma, um die Schulverwaltung wirtschaftlich zu managen

Erst seit die Fusion vollzogen ist, wissen Eltern, Lehrer und Schüler, wieviel Arbeit darin steckt, aus zwei Schulen eine zu machen. Seit einem Jahr kämpft das Marzahner Carl-Schiller-Gymnasium mit den Folgen, die es mit sich bringt, wenn plötzlich über 1000 Schüler unter einem Dach unterrichtet werden müssen.

Erst seit die Fusion vollzogen ist, wissen Eltern, Lehrer und Schüler, wieviel Arbeit darin steckt, aus zwei Schulen eine zu machen. Seit einem Jahr kämpft das Marzahner Carl-Schiller-Gymnasium mit den Folgen, die es mit sich bringt, wenn plötzlich über 1000 Schüler unter einem Dach unterrichtet werden müssen. "So ein Umzug ist eine enorme Belastung für alle Beteiligten", sagt Schulleiter Gerald Thimm.

Weil an allen Ecken und Enden Arbeiten anstehen - vom dringend nötigen Ausbau der Bibliothek bis zur Schulhofgestaltung - hat der Förderverein der Schule beschlossen, sich Hilfe von außen zu holen. Die Vorsitzende des Vereins, Gudrun Kapinus, wandte sich an die im Frühjahr gegründete Schulpartner GmbH mit der Bitte um Zusammenarbeit. In den kommenden Wochen sollen die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit durchleuchtet werden.

Die Schulpartner GmbH will eine Beratungsinstanz sein, die Berliner Schulen in Sachen Qualitätsmanagement und Eigeninitiative auf die Beine hilft. Geschäftsführer Wolfgang Suhrmann, der bisher mehr oder weniger allein verantwortlich für die Koordination ist, hat sich zum Ziel gesetzt, an Berliner Schulen "unternehmerisches Denken" einzuführen: "Schulen stehen immer im Rampenlicht, aber sie verstehen sich nicht als eigenverantwortliche Dienstleister." Als besonderen Mangel der Schulpolitik erachtet Suhrmann, dass Schulen bis heute weder über Personal- noch über Finanzhoheit verfügen.

Wenn das Fernziel der Schulpartner erreicht würde, hätte eines Tages jede Berliner Schule ihren "Schulmanager", der jeweils fünf bis sieben Schulen betreut. Die Manager würden den Kontakt zur Wirtschaft pflegen, Sponsoren auftreiben, das Engagement der Eltern verbessern und Ideen einbringen. Zunächst stellt die GmbH den Manager unentgeltlich zur Verfügung; eines Tages sollen diese sich durch ihr erfolgreiches Wirtschaften quasi selber finanzieren. Gemeinsam mit dem Schulleiter könnte der Manager eine Art Doppelspitze bilden.

Bisher ist die Kreuzberger Freiligrath-Schule das einzige Vorzeigeobjekt: Dort beschäftigte sich die "Schulpartner GmbH" seit dem Frühjahr mit der notwendigen Renovierung. Ein Malermeister, der einen Lehrling freistellte, wurde gewonnen. Das Lehrlingsgehalt übernahm für die Dauer der Renovierung das Bezirksamt. Die Farbe gab es zum Einkaufspreis. Und als das Gebäude nicht rechtzeitig fertig wurde, griffen Lehrer und Schüler selber zum Pinsel.

Außerdem pflegt Suhrmann an der Schule, die schon seit Jahren mit sogenannten "Dritten" zusammenarbeitet, den Kontakt zu Unternehmen, die nicht nur als Sponsoren, sondern auch für Praktika zur Verfügung stehen. Zur Zeit steht die GmbH in Kontakt mit etwa zwanzig interessierten Schulen. Suhrmann kann sich vorstellen, binnen weniger Jahre mit 200 Berliner Schulen zusammenzuarbeiten.

Unterstützt wird Suhrmanns Unterfangen Partei übergreifend von einer ganzen Reihe von Berliner Politikern, unter ihnen die bündnisgrüne Bildungsexpertin Sibylle Volkholz und der Steglitzer Bildungsstadtrat Thomas Härtel (SPD). Als Fernziel der Schulpartner GmbH setzt Suhrmann auf die steuerliche Entlastung von Firmen, die sich an Bauherrenmodellen im Bildungswesen beteiligen. "Wenn Unternehmer in Bildung investieren, muss das honoriert werden", so Suhrmann. Um jedoch auch bei der jetzigen Steuergesetzgebung effektiver Gelder akquirieren zu können, wurde als zweites Standbein neben der Schulpartner GmbH der Verband "InnSchul" gegründet. "InnSchul" hat sich zum Ziel gesetzt, die etwa 500 Fördervereine an Berliner Schulen zu vernetzen.

Viele dieser Fördervereine funktionieren als Ein-Mann-Unternehmen; alle stellen fest, dass das Engagement der Eltern nachlässst. Und: Alle kämpfen im Alleingang, was nicht nur für die Fördervereine, sondern auch für die potenziellen Partner anstrengend ist. "Bisher sucht jeder Verein einzeln nach Sponsoren", so Suhrmann "manche Firmen bekommen wöchentlich dreißig Anfragen. Das muss man koordinieren."

Jeannette Goddar

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