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Mathe-Test: Schulen entsetzt über Durchfallquote

Trotz milderer Benotung werden die Ergebnisse der wiederholten Mathe-Prüfung wohl schlechter ausfallen als 2007. Über mögliche Schummeleien beim zweiten Durchgang gibt es noch keine Aufklärung.

Die Wiederholung der Mathematik-Klausur war für die Zehntklässler offenbar doppelt ungünstig: Sie mussten sich nicht nur zweimal der Prüfung stellen, sondern bekamen auch noch schwierigere Aufgaben als im Vorjahr. Eine Tagesspiegel-Umfrage in allen Bezirken ergab, dass die Mehrheit der Schulen noch schlechtere Ergebnisse als 2007 erzielt hat. Viele Schulen gaben überdies an, dass nur die nachträgliche Korrektur der Bewertungsskala sie vor einem noch eklatanteren Abrutschen bewahrt habe. Offen blieb gestern weiterhin, ob die Aufgaben auch beim zweiten Mal an die Öffentlichkeit gelangt sind.

Das schlechte Abschneiden vieler Schulen spricht allerdings eher dafür, dass die Aufgaben der zweiten Klausur nicht im großen Umfang vorab bekannt waren: Über die Hälfte der befragten Schulen gaben an, dass die Klausuren schlechter ausgefallen seien als 2007, darunter die Schmidt-Ott-Realschule in Steglitz, das Leonardo-da-Vinci- Gymnasium in Neukölln, die Bölsche-Realschule in Friedrichshagen, die Carl-von- Ossietzky- und die Hector-Peterson-Gesamtschule (beide Kreuzberg), das Beethoven-Gymnasium in Lankwitz und das Gymnasium zum Grauen Kloster (Wilmersdorf). An der Pankower Janusz-Korczak-Realschule stieg die Durchfallquote von 45 (2007) auf 52,5 Prozent. Die Wiederholungsklausur sei aber nicht nur schwerer als die des Vorjahres gewesen, sondern auch als die erste Version in diesem Jahr, bestätigte Rektor Wolfgang Puhlmann den Eindruck der meisten Schüler und Lehrer.

Zu den Schulen, an denen sich im Vergleich zum Vorjahr nichts geändert hat, gehören die Liebig-Realschule in Gropiusstadt sowie die Mildred-Harnack- und Fritz-Reuter-Gesamtschule (beide Lichtenberg). Besser als im Vorjahr lief es am Sartre-Gymnasium in Hellersdorf sowie an der Wolfgang-Borchert-Realschule in Spandau. Rektor Johannes Müller wies aber darauf hin, dass dies nur der nachträglichen Korrektur des Bewertungsschlüssels geschuldet sei. Andernfalls wären hier acht zusätzliche Fünfen fällig geworden – „ein katastrophaler Ausgang“, wie Müller festhält.

Die mildere Benotung war beschlossen worden, nachdem sich unzählige Schüler und Lehrer über den Schwierigkeitsgrad beschwert hatten. Die Bildungsverwaltung war darüber so aufgeschreckt, dass sie spontan bekannt gab, dass die Arbeit schon ab 45 Prozent der erreichten Punktzahl als bestanden gelten sollte. Diese Regelung galt bisher nur beim Mathematik-Abitur.

Einen Eklat gab es gestern im Schulausschuss des Abgeordnetenhauses: Die Opposition hatte einen Fragenkatalog rund um das nachgewiesene Vorabdurchsickern der Aufgaben bei der ersten Prüfung und das behauptete Durchsickern bei der Wiederholungsprüfung vorgelegt. Die SPD-Ausschussvorsitzende wies den Katalog aus formalen Gründen zurück, weshalb CDU, Grüne und FDP für Montag eine Sondersitzung beantragten. Die Staatsanwaltschaft prüft jetzt Unterlagen des CDU-Abgeordneten Sascha Steuer, die seines Erachtens belegen, dass auch beim zweiten Mal die Aufgaben vorher bekannt waren. Bisher liegen keine Ergebnisse dafür vor. bea, chb, kea, sve, vany

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