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Berlin: Mehr geredet als gehandelt

Verändert sich Schule zu langsam?

Die Berliner Wirtschaft vermisst in der Schulpolitik konkrete Konsequenzen aus dem Debakel der PisaStudie. Fast zwei Jahre nach dem Bekanntwerden des schlechten Abschneidens der deutschen Schüler seien „in den Klassenzimmern“ kaum Veränderungen spürbar, kritisiert der Verband der Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI). Oder doch? Das wollte der Verband von Bildungssenator Klaus Böger (SPD) und von Baden-Württembergs Kultusministerin Annette Schavan (CDU) wissen und lud am Dienstagabend in das Ludwig-Erhard-Haus ein, um über die Effizienz deutscher Schulpolitik zu reden.

Die beiden Politiker versuchten mit einem Überblick über bisher eingeleitete Reformen von der früheren Einschulung bis hin zu neuen Lehrplänen den Eindruck zu verwischen, es sei in den vergangenen zwei Jahren mehr geredet als gehandelt worden. Allerdings hatten sie es schwer, gegen den Bildungsexperten von McKinsey, Nelson Killius, anzukommen. Killius wollte wissen, warum es so lange dauert, die uralten Rahmenpläne zu entrümpeln, und warum Deutschland mehrbändige Lehrpläne braucht, wenn ein erfolgreiches Pisa-Land wie Schweden mit einem 25-seitigen Papier auskommt?

Schavan versuchte das deutsche Desaster mit dem „Autoritätsverfall“ zu rechtfertigen, den Schule und Lehrer seit der Achtundsechziger-Bewegung erlitten habe. Die damals vollzogene „mentale“ Wechsel habe der bundesdeutschen Bildungspolitik eine „defizitäre Zeit“ beschert, und unter deren Folgen das Land noch heute leide. Diese „Ausrede“ wollte Killius allerdings nicht gelten lassen: Auch andere Staaten hätten diese Bewegung durchgemacht und stünden dennoch heute viel besser da. Killius befürchtet, dass sich die Lücke, die Deutschland von den guten Pisa-Ländern trennt, noch vergrößert, wenn jetzt nicht beherzt durchgegriffen wird.

Auch Berlins ehemalige grüne Bildungssenatorin Sybille Volkholz mischte sich in die Diskussion ein, die im überfüllten VBKI-Club vom stellvertretenden Tagesspiegel-Chefredakteur Gerd Appenzeller moderiert wurde. Sie glaubt, dass nicht die fehlende Autorität das Problem der Schulen sei, sondern die fehlende Leistungsbereitschaft.

DasSchlusswort fand IHK-Chef Werner Gegenbauer: Bei aller Kritik gebe es sehr gute Schulen in Berlin. Allein 60 arbeiten eng mit der IHK zusammen. Damit mehr Schulen den Nach-Pisa-Aufbruch schafften, sei es aber notwendig, dass auch Eltern, Politik, Wissenschaft und Betriebe mithelfen. sve

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