zum Hauptinhalt

Berlin: „Mein Handy läuft! ... und Action!“

Ein Festival zeigte per Telefon gedrehte Filme

Mit Erbrechen fing es an, dann fielen die Haare aus. Die 16-Jährige konnte nicht mehr regelmäßig zur Schule gehen, ihre Lymphknoten spielten verrückt: Es war Krebs. „Sommer 2001“ heißt der Film von Christine Moritz, darin erzählt sie in drei Minuten, wie sie mit der Krankheit umgegangen ist. Gedreht wurde mit dem Handy. Wie per Telefon ein Film entsteht, wie die Bilder am Computer geschnitten werden, Text und Musik dazukommen, das hat die heute 21-Jährige in Workshops des Vereins Kulturgymnastik gelernt. Bei dessen Handyfilmfest im Kreuzberger Jugend- und Kulturzentrum Naunynritze hat sie jetzt für ihr Werk den Sonderpreis für Mut und Authentizität gewonnen. „Ich möchte noch mehr Filme drehen“, sagt Christine, der die Arbeit viel Spaß gemacht hat, die es aber auch schwer fand, vor der Kamera zu sprechen. Heute freut sie sich darüber, wieder regelmäßig zur Schule gehen zu können.

Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren haben in fünf Monaten 37 Handyfilme produziert, von denen acht ausgezeichnet wurden. In ihren Filmen zeigen sie ihren Kiez in Kreuzberg und Wedding, erzählen vom Verliebtsein und von Erlebnissen in der Schule. „Fragen? Antwort: Blabla“ heißt der Film von Serkan Türkkan, der in der Schule vergeblich Antworten auf Lebensfragen sucht. Der 19-Jährige hat für seinen Handyfilm den ersten Preis erhalten. Ausgezeichnet für die musikalische Gestaltung wurden Okan Papatya und Ferhat Akkus, die mit „Zwei Männer – ein Wille“ einen Videoclip zu ihrem Rap-Song machten.

Schauspieler Oktay Özdemir, der in den Filmen „Knallhart“ und „Wut“ zu sehen war, unterstützte die Jugendlichen. „Es ist toll, was sie mit ihrem Handy gemacht haben“, sagt der 19-Jährige, der mit seinem nur telefoniert und höchstens den Sohn fotografiert. „Viele wollen kreativ arbeiten, sie brauchen mehr Chancen und Unterstützung für ihre Talente.“ Özdemir hofft auf eine Fortsetzung des Handyfilmfestes, wofür sich Özcan Mutlu, bildungspolitischer Sprecher der Grünen, einsetzen will. Die Möglichkeit, per Handy Geschichten zu erzählen, in denen es nicht um Gewalt geht, bedeute für die Jugendlichen zugleich einen Weg, Anerkennung zu bekommen. Und nicht zuletzt bekommen die Preisträger vom Sponsor O2 ein neues Handy.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false