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Newcomer Ahmad Al-Dali.

© Photo: Georg Moritz

Meine Woche (121): Wehrdienst

Der Syrer Ahmad Al-Dali, 26,ist seit Mai 2015 in Berlin. Hier erzählt er,wie ihm die Stadt begegnet.

Ahmad, verfolgen Sie den Konflikt im Norden Syriens, wo die Türkei die von den Kurden kontrollierte Region Afrin angreift?

Ja. Es überrascht mich gar nicht, dass es da jetzt diesen Konflikt gibt. Es war klar, dass sich die Situation in Syrien nicht beruhigen würde.

Syrische Regierungskräfte sind jetzt in die Region vorgerückt. Da sind auch junge Männer wie Sie darunter.

Das stimmt. Mir tut das sehr leid. Ich selber habe mich ja immer gewehrt, in die Armee eingezogen zu werden.

Wie war das eigentlich damals? Wie konnten Sie dem Armeedienst entkommen?

Ich habe meinen Wehrdienst immer weiter nach hinten verschieben lassen. Das ging, weil ich studiert habe. Den Bescheid dafür musste ich immer bei mir tragen. Manchmal wurde ich von Soldaten aus dem Bus rausgeholt und aufgefordert, ihn vorzulegen. Als ich den Armeedienst nicht mehr weiter aufschieben durfte, bin ich geflohen.

Warum wollten Sie nicht zur Armee?

Ich wollte nicht, dass Töten für mich zu einem alltäglichen, fast beiläufigen Akt wird und ich den Wert des menschlichen Lebens nicht mehr sehe. Das hätte ich furchtbar gefunden. Außerdem wollte ich keine Leichen mehr sehen müssen. In Syrien lagen auf meinem Weg zur Uni immer welche am Wegesrand. Wenn wir mit dem Bus daran vorbeigefahren sind, haben alle anderen hingeschaut, nur ich habe auf der anderen Seite aus dem Fenster gesehen. In der Armee wäre mir der Anblick von Leichen nicht erspart geblieben. Aber das hätte mich völlig kaputt gemacht.

Gab es Leute, die Sie einen Feigling genannt haben, weil Sie nicht zur Armee gehen wollten?

Ja, in der Türkei später. Aber die Leute hatten doch keine Ahnung.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?
Wehrdienst, das heißt Khedmt alalam.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Ahmad Al-Dali

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