Meine Woche (131): Freiheit

Ahmad, seit der vergangenen Woche gibt es wieder viele Diskussionen um Flüchtlinge und wie sie in Deutschland untergebracht werden sollen. Bundesinnenminister Horst Seehofer will ja sogenannte Ankerzentren einrichten, in denen Neuankommende zunächst leben sollen.

Das kann nicht funktionieren. So viele Menschen in einer Unterkunft zusammenzupacken – die kommen dort nur auf dumme Ideen.

In den Zentren sollen auch alle Behörden zusammengefasst sein, die an einem Asylverfahren beteiligt sind. Könnte das nicht helfen, schneller eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen?

Mein Asylverfahren hat insgesamt vier Monate gedauert, nach einem Monat hatte ich das erste Interview. In dieser Zeit kam ich immer mit der deutschen Sprache in Kontakt, habe Deutsche kennengelernt. Viele Flüchtlinge lernen viel dazu , während sie sich außerhalb der Unterkünfte zurechtfinden müssen. Es sind die ersten Schritte in eine Selbstständigkeit in dem neuen Land. In den Lagern würden die Menschen isoliert ohne Kontakt zu Einheimischen leben. Gleichzeitig wird ihnen ihre Freiheit genommen. Viele haben Bekannte, Familie, bei denen sie unterkommen könnten.

Also behindern die Zentren eher die Integration?

Sie verhindern sie sogar. Horst Seehofers Vorschläge erschrecken mich, ich empfinde sie schlimmer als so manches, das die AfD von sich gibt. In Hof haben einige hundert Menschen letztens gegen das neue Bayerische Polizeigesetz demonstriert. Das finde ich ebenso erschreckend. Manchmal wundere ich mich, wie eine Partei in Deutschland solche massiven Gesetzesänderungen durchgesetzt bekommt und die Wähler sich nur alle vier Jahre dagegen wehren können. Ich bin ein Fan der direkten Demokratie.

Welches Wort geben Sie uns mit?

Freiheit, das heißt auf Arabisch Horya.

Die Fragen stellte Helena Wittlich.

Ahmad Al-Dali