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Michael Waiser: "Kapital ist scheu"

Michael Waiser, der Geschäftsführer der "World Wheel Berlin Holding", über neue Arbeitsplätze in Berlin und die Widerstände gegen sein Riesenrad-Projekt am Zoo.

Herr Waiser, Sie planen am Zoo den Bau des größten Riesenrads der Welt. Wofür braucht Berlin ein solches Projekt?

Wie hat man denn den Parisern erklärt, dass sie einen Eiffelturm brauchen?

Damals gab es dort größere Widerstände ...

Das stimmt - der Koloss war viel zu futuristisch und prägnant, aber kann man sich Paris heute noch ohne vorstellen? Die gleiche Debatte wurde Anfang des 20. Jahrhunderts über den doch deutlich kleineren Funkturm geführt. Dort hat man sich ja auch nicht an die Traufhöhe gehalten. Und der Fernsehturm am Alexanderplatz: Ist das etwa ein einbindendes städtebauliches Projekt, das man braucht?

Nun ist es ja so, dass speziell die Berliner alle größeren Bauvorhaben misstrauisch beäugen, weil zu vieles als so genannte Invest-Ruine endete.

Ich werde natürlich dauernd auf die Finanzierungsfrage angesprochen. Irgendwo stand mal, dass ich mich da grundsätzlich bedeckt halte - und das stimmt auch. Kapital ist scheu. Leute, die viel Geld investieren wollen, sind gerne im Hintergrund. Gleiches trifft für Banken zu, zumal dann, wenn sich das Projekt noch in einer Phase befindet, wo noch keine Verträge unterschrieben sind. Ich will mit einer Gegenfrage antworten: Wie könnte man die Berliner besser überzeugen als durch den Standort am Zoo? Das Grundstück dort ist Landeseigentum; und wenn man sich entschließt, es zu verkaufen, wird die Finanzierung des Projekts von der Finanzverwaltung auf Herz und Nieren geprüft.

Aber was passiert, wenn sich das Riesenrad irgendwann als unwirtschaftlich erweist? Bleibt dann ein toter Stahlkoloss?

Wir haben schon bei der Diskussion um den Standort am Gleisdreieck immer gesagt, dass wir selbstverständlich mit der Stadtentwicklungsverwaltung eine Rückkaufverpflichtung vereinbaren. Diese Verpflichtung ist per Bankbürgschaft hinterlegt. Das heißt also: Null Risiko. Das möge man mal zur Kenntnis nehmen.

Dass sich die Investoren bedeckt halten, ist verständlich. Können Sie aber wenigstens spezifizieren, ob sie aus Deutschland oder dem Ausland stammen?

Beides.

Zuerst einmal soll das Riesenrad zu einem Erlebnis werden, das andere Perspektiven bietet. Wer schon im "Golden Eye" in London gefahren ist, der kann sich das vorstellen. Der große Unterschied ist, dass es bei uns eine Einhausung gibt, die Abflughalle, und ein Ticketsystem, das sich wesentlich von dem in London unterscheidet. Dort stehen Sie in der Schlange, um ein Ticket zu bekommen, und stellen sich in die nächste Schlange, um einzusteigen. Wenn es regnet, stehen sie im Regen. Und das tut es in England ja oft. Auch wenn es hier weniger regnet, wird man nie im Regen stehen müssen - und Schlangen werden sich auch nicht bilden. Sie buchen Ihr Ticket vorher wie einen Flugschein und wissen dann genau, wann der Flug los geht.

Wie sind die Gondeln ausgestattet?

Sie sind multifunktional nutzbar; es gibt eine Standard-Bestückung mit 28 Personen. Die sind dann aber nicht reingepfropft wie Ölsardinen, sondern sitzen bequem und können alle was sehen. Es gibt keine Plätze, auf denen man eine schlechtere Sicht hätte. Sie können die Gondeln aber auch für Hochzeiten nutzen, aber auch Konferenzen veranstalten und Restaurants einbauen. Mit einem Fünf-Gänge-Menü macht man dann eben mehr Umdrehungen.

Der Eintritt soll mit zwölf Euro vergleichsweise erschwinglich sein...

Ja, zwölf Euro ist realistisch. Wenn ich mir überlege, dass das "Sea Life" am Dom-Aquaree 13 Euro verlangt - und dort stehen mitunter lange Schlangen...

Empfiehlt sich ein "Flug" mit dem Riesenrad für Menschen mit Höhenangst?

Das muss sich jeder selbst fragen. Eine Person, die Höhenangst hat, kann nur selbst entscheiden, ob sie Höhenangst haben wird. Auf den Plätzen in der Mitte der Gondel haben Sie aber eher den Weitblick.

Ab 2008 soll sich das Riesenrad drehen. Halten Sie das noch immer für realistisch?

Es sollte sich ja eigentlich schon einmal zur WM drehen. 2008 ist machbar, setzt aber voraus, dass wir jetzt zeitnah - wie Herr Sarrazin das auch verkündet hat - zum Abschluss kommen. Wenn wir heute das Grundstück vom Land Berlin erwerben, dann haben wir ja noch nicht automatisch die Baugenehmigung. Natürlich muss man die üblichen Verfahrensschritte durchlaufen, das braucht eine gewisse Zeit. Ich bin da eigentlich aber ganz zuversichtlich. Weil die Bezirke aber dafür sind, glaube ich nicht, dass sie uns bei dem Baurechtsverfahren zu viele Steine in den Weg legen werden. Der Bau kann dann relativ straff erfolgen.

Michael Waiser ist Projektentwickler und lebt seit 1993 in Berlin. Die "World Wheel Berlin Holding" leitet Waiser seit Dezember 2004.

(Das Interview führte Jörg Vogler)

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