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Berlin: Mieter vorm Balkon

In Prenzlauer Berg haben zwei Künstler Anwohner fotografiert – und zeigen sie öffentlich im Großformat

Sie lächeln oder gucken ernst drein, sind jung oder alt – im Kiez um die Winsstraße in Prenzlauer Berg haben die Balkone Gesichter erhalten. Dort hängen an Balkonbrüstungen 50 rund eineinhalb Quadratmeter große Schwarz-Weiß-Fotos. Anwohner haben sich darauf verewigen lassen – als Teilnehmer der gemeinnützigen Aktion „Mitmensch 2007“. Die Künstler Ingmar Wengel und Anke Vetter haben dafür Menschen aus 13 unterschiedlichen Nationen abgelichtet und wollen mit der vom Kunstamt Pankow geförderten Aktion zeigen, wie international der Kiez ist.

Nach Mitwirkenden brauchten sie nicht lange zu suchen. Man kenne sich eben und helfe einander, beschreibt Anke Vetter das Zusammenleben im Kiez. Mehr als 50 Freiwillige hätten sich gemeldet, genommen wurden diejenigen, die zuerst kamen. Die zweijährige Leni ist das jüngste Gesicht. Zu sehen sind auch Yukiko aus Japan und John aus Irland. Die Aufnahmen entstanden in den Räumen des Vereins „Fetter Engel“ für Kunst und Soziokultur. Dort wurden die Fotomodelle vor einer schwarzen Wand abgelichtet. Martin Heesch aus der Winsstraße „hängt“ seither ebenfalls an einem Balkon. „Ich finde die Aktion einfach gut“, sagt der freiberufliche Schauspieler. Die alten Fassaden sähen nun nicht mehr so anonym aus.

Bis Ende April bleiben die Porträts an den Balkonen. Dann werden sie öffentlich versteigert. „Wir denken an ein Mindestgebot von 100 Euro“, sagt Ingmar Wengel. Mit dem Erlös soll das im Aufbau befindliche Projekt „Das Berliner Kunststeuer“ unterstützt werden. Dessen Ziel ist es, Mikrostipendien für integrierend arbeitende Künstler im Wins-Kiez zu vergeben. Anwohner-Porträts können wahrscheinlich schon bald auch in anderen Stadtteilen zu sehen sein. Wengel und Vetter wollen die „Mitmensch-Idee“ exportieren. Kontakte haben sie bereits nach Wedding und Hohenschönhausen geknüpft.

Die Plakat-Versteigerung findet voraussichtlich am 29. April statt. Näheres unter Telefon 44 31 09 70 oder 0160 721 78 04.

Steffi Bey

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