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Miniläufer auf dem Tempelhofer Feld: Alle Kinder werden Sieger

Mit dem Bambini-Lauf begann am Samstag das Marathon-Wochenende in Berlin. Die Kinder laufen aus Spaß, eine Zeitmessung gibt es nicht.

Die Athleten, die sich an der Startlinie aufgereiht haben, sind professionell ausgerüstet. Startnummern auf der Brust, Radlerhosen und Lauftrikots, niegelnagelneue Laufschuhe – mit Klettverschlüssen. Es sind die bis zu zehn Jahre alten Kinder, die mit dem Bambini-Lauf das Marathon-Wochenende einläuten.

Bunte Luftballons schmücken die Absperrgitter an dem 500-Meter-Rundkurs auf dem Tempelhofer Feld. Zu ohrenbetäubender Musik tanzen sich die 1346 Teilnehmer warm. Dann sagt der Moderator: „Habt ihr alle eure Klettverschlüsse gut zu? Schön vorsichtig beim Loslaufen, nicht stolpern!“ Gestartet wird das Rennen von Franz Feddema. Der 67-Jährige hat den Bambini-Lauf in den Neunzigern mit 40 Kindern ins Leben gerufen. Jetzt gibt Feddema das Signal, zum dritten Mal führt der Lauf übers Flugfeld.

Mit weit ausholenden Schritten und schlackernden Armen prescht die Meute voran. Die Eltern schreien und fotografieren, sie wirken aufgeregter als die Kids. Manche der Kleinen bremsen zwischendrin ab, um bei ihren Freunden zu laufen oder den Heißluftballon in der Mitte des Rundkurses zu bewundern. Eine Zeitmessung gibt es nicht. Die meisten Kinder scheinen viel Spaß am Laufen zu haben, einige werden aber von ihren Eltern über die Bahn geschleift. „,Jetzt lauf’, wie ich es dir beigebracht habe‘ – wenn ich so etwas schon höre...“, sagt Feddema. Er ist dafür, die Kleinen vom Leistungsdruck freizuhalten. „Bei uns sind alle Kinder Sieger.“

Die vierjährige Charlotte geht als Dritte ins Ziel. „Ich war fast ganz vorne“, freut sie sich, noch ganz außer Atem. Sobald sie wieder genug Luft bekommt, kräht sie: „Ich will noch mal!“ Charlotte ist mit ihrer Schwester Johanna hier, die beiden trainieren am Orankesee, an dem sie wohnen.

Die elfjährige Johanna ist inzwischen zu alt für den Bambini-Lauf, sie muss gleich ihre Schule beim Mini-Marathon vertreten. Da starten alle auf der Strecke der Großen in Mitte, und zwar auf der Potsdamer Straße, 4,2 Kilometer vorm Ziel hinter dem Brandenburger Tor. Letztes Jahr hat Johanna den 1026. Platz gemacht. „Dieses Jahr will ich besser sein.“ Sonnabend Nachmittag ging es da los, gegen rund 10 000 junge Konkurrenten.

Auf der Tempelhofer Freiheit stolpert Finn-Felix als Letzter ins Ziel. Er läuft mit, um der Oma – einer Marathonläuferin – eine Freude zu machen. Den größten Teil der Strecke trägt der Vater den Einjährigen, aber die letzten Schritte machte er fast ganz allein. msb

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