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Berlin: „Mit dem Klamauk muss es auch mal gut sein“

Musikmanager Stein über den Neuanfang beim Grand Prix

Wie finden Sie das neue Konzept für den Vorentscheid zum Song Contest?

Was dieses Jahr passiert, geht in die richtige Richtung. Das Konzept ist jünger, frischer, zeitgemäßer. Deutschland ist ein hochkreatives Land, das müssen wir zeigen. Der klassische Grand Prix hatte längst ausgedient.

Wer keinen Plattenvertrag und kein Video hat, darf dieses Jahr nicht teilnehmen. Behindert das nicht die Förderung neuer Talente?

Es heißt Eurovision Song Contest, nicht Eurovision Artist Contest. Es geht um das Lied, darum, dass jemand den deutschen Musikmarkt repräsentiert. Weniger um den Künstler. Außerdem sollen Wettbewerb und Musik Millionen erreichen. Da gehören professionelle Partner aus der Industrie dazu.

Wie könnte man dem Vorentscheid mehr Glamour verleihen?

Ich schlage ein Event vor, das der früheren Hitparade ähnelt. Das Fernsehpublikum würde jeden Monat einen Favoriten wählen. Aus dem 12-köpfigen Favoritenkreis könnte dann am Ende des Jahres der deutsche Teilnehmer hervorgehen. Der Erfolg der Casting-Shows hat gezeigt, dass die Zuschauer an der Entstehung eines Ereignisses, eines Stars teilhaben und mitgestalten wollen.

Welcher Grand-Prix-Song hat Ihnen in den vergangenen Jahrzehnten am besten gefallen?

Begeistert war ich selten. Stefan Raabs Auftritt mit „Wadde hadde dudde da“ fand ich witzig. Raab und Guildo Horn haben dazu beigetragen, dass man Deutschland im Ausland nicht mehr als starres, humorloses Land wahrnimmt. Aber mit dem Klamauk muss es auch mal gut sein.

Was halten Sie von der Idee, den Vorentscheid dauerhaft in Berlin anzusiedeln?

Ich meine, der Vorentscheid sollte ein Wanderpokal bleiben. Andere Städte verdienen es, berücksichtigt zu werden. Im Moment strebt alles nach Berlin, aber das ist nicht immer eine Verbesserung. Köln, Frankfurt oder München sind wichtige kreative Zentren.

Fünf von zehn Teilnehmern singen am heutigen Abend auf Deutsch. Ist deutschsprachige Musik in?

Sie war nie out. Ich finde es immer gut, wenn man sich in der eigenen Landessprache ausdrückt. Zugegeben: Auf dem internationalen Markt haben es deutschsprachige Titel schwer. Ich weiß nicht, wer heute gewinnen wird, habe auch keinen Favoriten. Aber auf europäischer Ebene sind Künstler, die Englisch singen, ganz klar im Vorteil.

Das Gespräch führte Björn Rosen.

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