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Berlin: Mit vollem Deck voraus

Landwehrkanal wieder frei für Ausflugsdampfer

Auf dem Landwehrkanal schippern wieder die Ausflugsdampfer. Am Sonnabend war der Uferbereich auf einer Länge von 20 Metern direkt an der Kottbusser Brücke eingestürzt. Wegen Sicherungsarbeiten war am Wochenende keine Durchfahrt mehr möglich – die Touristenschiffe mussten auf die Spree ausweichen. Jetzt ist der Kanal wieder freigegeben. Lediglich Begegnungen mehrerer Schiffe an der maroden Stelle in Kreuzberg sind zu vermeiden.

Fünfzig Schiffe sind hier täglich unterwegs und verursachen gewaltige Strömungen. Die alte Mauer hielt 120 Jahre lang – bis zum vergangenen Wochenende. Beim Wasser- und Schifffahrtsamt war das Malheur hingegen schon befürchtet worden: Erst vier Tage vorher hatten Taucher die Mauer untersucht und festgestellt, dass eine sogenannte Spundwand den Belastungen unter Wasser nicht mehr standhalten konnte.

Beim Wasser- und Schifffahrtsamt konnte man nicht vorsorgend agieren, weil man von der prekären Situation nichts gewusst hat, sagt Sprecherin Mareike Bodsch. Im Fall einer Vermietung des Uferbereiches übertrage die Behörde ihre Verkehrssicherungspflicht den Mietern. An der Kottbusser Brücke hat die Reederei Riedel drei Schiffsanleger in Betrieb. Dass der ständige Schiffsverkehr den Landwehrkanal um zwei Meter auf insgesamt 3,10 Meter vertieft hat, hätte der Reederei allerdings auffallen müssen, sagt Bodsch. Geschäftsführer Lutz Freise weist die Vorwürfe von sich. Vertraglich sei seine Reederei lediglich für die „Unterhaltung der Anlage“ zuständig. Bodsch allerdings räumt ein: „Auch regelmäßige Kontrollen hätten nichts daran geändert, dass eine 120 Jahre alte Mauer irgendwann nachgibt.“ Beide Seiten wollen das Problem jetzt gemeinsam lösen.

Die Kosten einer vollständigen Reparatur der Mauer liegen laut Wasser- und Schifffahrtsamt über dem Standardpreis von 1500 bis 2000 Euro pro Meter. Denkmalschutzaspekte und die unterirdisch verlaufende U-Bahnlinie 8 machen die Wiederherstellung so teuer. Momentan ist die Mauer nur provisorisch gesichert. Über 90 Prozent des Landwehrkanals sind sanierungsbedürftig, die Sanierungen sollen bis 2010 abgeschlossen sein. Weitere Abbrüche sind bis dahin aber nicht zu erwarten. „Wir haben alle Stellen in unserem Zuständigkeitsbereich geprüft, und nehmen jetzt auch noch mal die vermieteten Bereiche in Augenschein“, sagt Bodsch.

Johannes Boie

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