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Molkenmarkt

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Molkenmarkt-Umbau: Droht ein Dauerstau am Mühlendamm?

Die Lage ist verfahren: Die Stadt möchte hinter dem Roten Rathaus ein hübsches Quartier bauen und einen hässlichen Platz verschwinden lassen. Die IHK befürchtet durch den Umbau des Molkenmarkts einen Verkehrsinfarkt - und zeigt eine Alternative.

Der Molkenmarkt  ist heute nicht viel mehr als eine gewaltige, graue Kreuzung, die der Senat ab 2011 verschwinden lassen will. Die Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht das in einem Punkt völlig anders: Zwar ist sie nicht gegen die Baupläne nach historischem Vorbild. Aber jene Kreuzung ist eben nicht nur grau und gewaltig, sondern auch wichtig für den Autoverkehr. Sollte der Senat an seinen Plänen festhalten, würde die Ost-West-Verbindung zwischen Potsdamer Platz und Alexanderplatz hier abgeschnürt, sagte gestern der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer, Christian Wiesenhütter. Auf Höhe des Molkenmarktes sind täglich 60 000 Autos unterwegs; auch die Nord-Süd-Verbindung vom Hackeschen Markt gen Ostbahnhof ist stark befahren.

Diese beiden Trassen mit bis zu zehn Fahrspuren sollen nach Senatsplänen verschwinden, der Verkehrsstrom soll künftig anders gelenkt werden. Die Ost-West-Verbindung soll schmaler und fußgängerfreundlicher werden und damit keine Schneise mehr darstellen, sondern sich an die Fassaden der neuen Häuser anschmiegen. Der Durchgangsverkehr soll aus der Innenstadt verschwinden. Statt des bisherigen Ost-West-Durchgangsverkehrs müssten Autofahrer dann vom Mühlendamm in die Grunerstraße gen Alex abbiegen.

Molkenmarkt
Pläne für den Mokenmarkt -

© Tsp

Genau diese Straßenecke hat die IHK als Schwachstelle erkannt und warnt vor massiven Rückstaus. Sie hat eine Alternative präsentiert und schlägt vor, das Gebäude an der Grunerstraße Ecke Mühlendamm abzurunden, um den Verkehr nicht abbiegen, sondern in einer Kurve vorbeifließen zu lassen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung begrüßte zwar das Engagement der IHK, hält die Pläne aber für „nicht realistisch“. Die Verkehrsführung sei zu „fußgängerfeindlich und zu kompliziert für Fahrradfahrer“; auch sei das Abbiegeprozedere nicht durchsetzbar und die Tramführung nicht optimal. Der Senat verfolgt seit Jahren die Philosophie, dass zwei Fahrspuren für das Stadtbild nicht nur schöner seien, sondern mit einer intelligenten Steuerung auch ausreichten. Als gutes Beispiel gilt der Tiergartentunnel, in dem es trotz Ampelanlagen am Ende der Röhren selten zu gewaltigen Staus kommt.

Der Senat hält deshalb an seiner Planung fest: Im September soll der Bebauungsplan ausgelegt werden. 2011 könne mit der Verlegung der Straßen und Leitungen begonnen werden. Das Geld dafür soll durch den Verkauf des gewonnenen Baulands wieder hereinkommen. Ab 2013 dürften dann die ersten Gebäude entstehen. Das Alte Stadthaus wird mit Neubauten eingefasst. Spreeufer, Nikolaiviertel und Rotes Rathaus sollen durch Fußwege verbunden werden. Vorzeigeprojekt ist der Wiederaufbau des Jüdenhofs. Das Quartier war nach dem Krieg abgerissen worden. André Görke

André Görke

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